Es ist nicht ganz einfach, einen stimmigen Übergang zwischen zwei Stadtvierteln mit unterschiedlichen Funktionen zu finden, noch dazu, wenn sie sich in der Bebauung deutlich unterscheiden. In Wismar ist dies gelungen. In der alten Hansestadt vermitteln nun zwei markante Neubauten zwischen den Speichern des ehemaligen Hafenviertels und den Gebäuden der benachbarten Altstadt. Das funktioniert über eine Staffelung der Dachflächen sowie durch verklinkerte Fassaden und Giebel. Die Schifferhus und Lotsenhus getauften Gebäude beherbergen 32 Ferienwohnungen und mehrere flexibel aufteilbare Gewerbeeinheiten.
Bauen für das Weltkulturerbe
Wismar erlebte im Spätmittelalter eine Blütezeit, die der Stadt ein reiches Erbe an gotischen Baudenkmälern beschert hat. Dank dieser produktiven Bauphase genießt die Altstadt heute sogar den Status eines UNESCO Weltkulturerbes. Ein Anspruch dem auch die Projektvorhaben Schifferhus und Lotsenhus gerecht werden mussten. Die Verantwortung für die Umsetzung trugen staehr+partner architekten aus Berlin. In zwei aufeinanderfolgenden Bauabschnitten realisierten sie zwei lange Baukörper aus miteinander verbundenen Hauseinheiten.
Gestaffelte Satteldächer in QUARTZ-ZINC
Die beiden dreigeschossigen Gebäude fügen sich mit insgesamt 16 in Reihe gestaffelten Satteldächern und Klinkerfassaden in das maritime Umfeld ein. An den beiden äußersten Enden finden sich zusätzlich etwas zurückliegende Gebäudeteile in leicht angepasstem Format. Die Satteldächer sind als Sparrendach mit Zwischensparrendämmung ausgeführt. Ihre Dachflächen sind mit VMZINC in der Oberflächenqualität QUARTZ-ZINC eingedeckt und besitzen ein Firstentlüftung. Aus einigen Dächern erheben sich kleine Dachgauben, die ebenfalls mit QUARTZ-ZINC bekleidet sind. Gauben und Dächer sind in traditioneller Stehfalzdeckung ausgeführt.
Dachentwässerung zeigt die Liebe zum Detail
Mit der Dachentwässerung haben die Handwerker der PGH Bauklempnerei den Häusern ein bemerkenswertes Gestaltungselement hinzugefügt. In der Dachfläche verlegte Rinnen vermeiden einen deutlichen Dachüberstand an den Seitenflächen. Die ebenfalls aus QUARTZ-ZINC bestehenden Dachrinnen verschmelzen mit dem Zinkdach, so dass sich eine klare und scharfe Grenze zwischen der rötlichen Klinkerfassade und der Dachfläche in samtgrauen Zink ergibt.
Zwischen den gestaffelten Satteldächern ist jeweils eine Dachrinne ausgebildet, die abwechselnd über die Front- und Rückseite der Fassaden entwässert wird. So trägt eine regelmäßige Anordnung der Fallrohre auf beiden Häuserseiten dazu bei, die lang gestreckten Fassaden klar zu strukturieren.
Wiederbelebung für den Alten Hafen
An der Fertigstellung der Gebäude waren insgesamt 21 Gewerke beteiligt, die allesamt aus der Region stammen. Mit ihrer Arbeit haben sie maßgeblich zur Belebung des Alten Hafens der Hansestadt beigetragen. Die Gewerbeeinheiten samt Eiscafé und Restaurant bilden für Einheimische und Touristen gleichermaßen einen neuen Anziehungspunkt. Der Alte Hafen hat durch Schifferhus und Lotsenhus ein neues Gesicht bekommen. Sie füllen gekonnt die Lücke zwischen Altstadt und den alten Speichergebäuden.
Guido Wollenberg
Bildrechte: Paul Kozlowski und VMZINC