Geschaffen aus dem Rot der Erde

Als der Gemeindeverband von Conques-Marcillac seinen neuen Verwaltungssitz in Auftrag gab, schwebte ihm ein Gebäude mit einer engen Verbindung zur eigenen Region vor Augen. Diese Nähe zu Land und Menschen hat das Architekturbüro CoCo Architecture konsequent verwirklicht. Die Architekten wählten Farben, Materialien und Know-how aus der heimischen Region im Süden Frankreichs, um die Einbindung in das hügelige Territorium des Marcillac-Tals zu verstärken. „La Maison du Territoire“ wurde der Verwaltungssitz folgerichtig getauft. Auf rund 1.600 m² finden hier Büros, Flächen für Vereine, ein Hilfszentrum für Senioren und ein Coworking Space ein neues Zuhause.

Die Fassade greift mit der VMZINC Oberfläche PIGMENTO rot einen Farbton auf, der für das Erdreich der Region kennzeichnend ist.

Geschliffene Erscheinung

Das Gebäude am Standort Marcillac-Vallon erhebt sich inmitten des Zusammenflusses zweier Bäche und betont mit einer Lage am Stadtrand, dass es als Bindeglied zwischen dörflichem Leben und Natur verstanden werden möchte. Mit kompakten Rundungen erinnert es an die Form eines abgeschliffenen Kiesels, so wie er in den nahegelegenen Bachbetten gefunden werden könnte. Die Außenhülle greift mit der Oberfläche PIGMENTO rot den prägnanten Rotton der Erde auf, der in der gesamten Region an offenen Stellen im Boden immer wieder charakteristisch zutage tritt. Die Mauern des Atriums im Zentrum des Gebäudes wurden sogar unter der Verwendung der lokalen roten Erde gefertigt. Hierfür stellte jede Gemeinde der Gemeinschaft Erdreich aus ihrem Gebiet zur Verfügung, welches dann schichtweise in die Mauern eingearbeitet wurde.

Die schuppenförmigen Schindeln wurden im VMZINC-Werk in Viviez hergestellt.

Zinkschindeln à la carte

Der Rotton ist nicht die einzige Besonderheit der Fassade. Die 700 m² große Fläche der Außenhülle besteht aus großen, schuppenförmigen Zinkschindeln, sie sind in Anlehnung an die typischen Schieferdächer der Region entstanden. Und es gibt einen weiteren Bezug zum heimischen Umfeld: Die 16.000 Schindeln für die Fassade wurden von VMZINC im Werk Viviez gefertigt, das nur wenige Kilometer von Marcillac entfernt liegt. Die einzigartige Schuppenform der Zinkschindeln entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen den Architekten von CoCo, dem Dachdeckerbetrieb SARL Delbes aus Rodez und VMZINC.

Farbspiel an der Fassade

Um ein nuanciertes, schieferähnliches Erscheinungsbild zu erzielen, wurden die Schuppen in vier unterschiedlichen Richtungen aus dem gewalzten Zinkblech herausgeschnitten. Dadurch ergeben sich leicht unterschiedliche Farbschattierungen, die ein allzu homogenes Erscheinungsbild verhindern helfen. Zusätzlich wurden die einzelnen Farben an der Fassade bewusst ohne ein zugrunde liegendes Muster verteilt. Dieses Spiel mit Farbtönen wird noch einmal durch verschiedene Neigungswinkel verstärkt, die die Fassade vom unteren Ende bis zum Dach durchläuft. Je nach Winkel, und hier reichen schon kleine Abstufungen, wird das einfallende Licht anders reflektiert und erscheint dem Auge in einem helleren oder dunkleren Rotton. So ergeben sich abgestufte Flächen gleicher Helligkeit und innerhalb dieser Flächen noch einmal Farbnuancen, bedingt durch die jeweilige Schnittrichtung der Schindeln.

Die unterschiedlichen Farbschattierungen der Schindeln sind gut erkennbar.

Aufwendige Verarbeitung

Aufgrund der abgerundeten Form der Außenhülle musste jede Schindel leicht von Hand gebogen werden, um perfekt auf die Holzunterkonstruktion zu passen. Besonders an den Ecken war hier ein präzises Vorgehen gefragt. Die vollflächige Unterkonstruktion wurde 80 cm vor der Hauptfassadenkonstruktion angelegt, welche als hinterlüftete Fassade auch eine Wärmedämmung integriert. Insgesamt erwiesen sich das farbliche Vorsortieren, das Biegen und das Befestigen der Schindeln als recht aufwendig, so dass sämtliche Zink-Arbeiten an Dach und Fassade vier Mitarbeiter für rund acht bis neun Monate in Anspruch nahmen. Das Dach des Gebäudes ergänzt die Fassade. Auch hier findet sich die Oberflächenvariante PIGMENTO rot, die Zinkscharen wurden allerdings in Stehfalztechnik verlegt.

Die VMZINC-Schindeln wurden vor Ort von Hand an die Neigung der Fassade angeglichen.

Am Standort verankert

Der neue Verwaltungssitz erfüllt mit seiner zeitgenössischen Architektur nicht nur die Anforderungen an eine sehr gute Energiebilanz, sondern er zitiert auch die lokalen Bauweisen und steht im Einklang mit der unmittelbaren, natürlichen Umgebung des Marcillac-Tales. Die abwechslungsreiche Außenhülle spiegelt die Farbschattierungen der Landschaft wider und verankert das Gebäude an seinem Standort. Jean-Marie Lacombe, Präsident des Gemeindeverbandes Conques-Marcillac sieht den neuen Verwaltungssitz als Ansporn für die Zusammenarbeit in der Gemeinschaft. Es verheißt das Bild eines glücklichen und harmonischen Landlebens.

Der neue Verwaltungssitz des Gemeindeverbandes von Conques-Marcillac wurde mit Farben, Materialien und Know-how aus der heimischen Region erbaut.

Guido Wollenberg

Bildrechte: Paul Kozlowski