Schon seit vielen Jahrhunderten ist der Fluss Tyne ein wichtiger Handelsweg für Kohleexporte aus dem Nord-Westen Englands. An seinem nördlichen Ufer, direkt an der Mündung in die Nordsee, liegt der Ort North Shields. Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich hier das Schiffsbau-Unternehmen Smith’s Dock angesiedelt. Heute haben die Werften von Smith’s Dock ihren Betrieb eingestellt und auf dem ehemaligen Werftgelände, wo einst viele Schiffe vom Stapel gelaufen sind und Tausende beschäftigt waren, stehen zwei große neue Wohnhäuser. Sie sind von Kopf bis Fuß in rotes Zink gehüllt.

Räucherwerk
Als das Team von SimpsonHaugh Architects den Auftrag bekam, die Wohngebäude zu entwerfen, entstand schnell der Wunsch, das historische Umfeld als Ideengeber zu nutzen. Das begann bei der Namensgebung: Die erste bedeutende Station auf dem alten Schifffahrtsweg von der Mündung der Tyne flussaufwärts zu den Kohlefeldern war der Fisch-Kai von North Shields mit seinen vielen Räuchereien. Und die gaben dem neuen Projekt seinen Namen: „Smith’s Dock Smokehouses“.
Höhenanstieg im Einklang
Rein optisch sind es auf den ersten Blick aber nicht so sehr die kleinen Räucherhütten, in denen die Stadtbewohner einst ihren täglichen Fang räucherten, die die beiden neuen Wohngebäude geprägt haben, sondern dass angrenzende alte Brewery Bond Warehouse. Ein Stück niedriger als die beiden Neubauten leitet es einen Anstieg an Stockwerken und Höhen ein. Doch mit schrägen Dachlinien, ähnlichen Farbgebungen und dem abgestimmten Höhenanstieg bringen die drei Gebäude das Bestehende mit dem Neuen in Einklang. Die Smokehouses fügen sich angemessen in das maritime Umfeld ein, schaffen durch ihre Größe aber gleichzeitig viel neuen Wohnraum.

Die Wohnung als Aussichtspunkt
Insgesamt 80 Apartments mit ein, zwei oder drei Schlafzimmern finden sich in den Smokehouses 1 und 2. Große Glasflächen an den Giebelseiten der Häuser lassen viel Licht hinein und bieten ihren Bewohnern eine hervorragende Aussicht auf den Kai und das Kommen und Gehen der Schiffe auf dem Fluss. An den Längsseiten finden sich hingegen schmale vertikale Fensterreihen, die sich an die Fensteranordnung des Brewery Bond Warehouses anlehnen.
Industrielles Erbe
Die Inspiration der Smokehouses durch die bestehenden Industriegebäude entlang des Kais hat sich in einfachen, starken Formen, rechteckigen Öffnungen, der Verwendung von Schrägdächern und robusten, rustikalen Materialien niedergeschlagen. Auch im Inneren ist das industrielle Erbe sichtbar. In den öffentlichen Bereichen sorgen Sichtbeton und sichtbare Rohrleitungen für das entsprechende Flair.

VMZINC im großen Maßstab
Eines der markantesten Merkmale der Smokehouses ist die Außenhülle aus VMZINC in der vorbewitterten Oberfläche PIGMENTO rot. Sowohl die Fassade als auch die Dächer sind mit VMZINC bekleidet. Eine Kombination, die bei derart großen Gebäuden nicht allzu häufig anzutreffen ist. Das vorbewitterte Zink wollen die Architekten als Anspielung auf die industrielle Geschichte der Region verstanden wissen. Es bietet eine unverwechselbare Ästhetik, die sich zwar durch die Farbe harmonisch eingliedert, durch ihre Materialität aber deutlich von der lokalen Umgebung abhebt.
Widerstand gegen die Wettergewalt
SimpsonHaugh wählten Zink, weil sie darin ein sehr anpassungsfähiges Material sehen, mit dem es gelingt, architektonische Formen zu schaffen, die ein Gebäude wirklich einzigartig machen. Gleichzeitig schätzen sie Zink als widerstandsfähiges und wartungsarmes Material, das selbst den rauen Umweltbedingungen der Nordseeküste trotzen kann.

Traditionell verlegt
Die Außenhülle in PIGMENTO rot wurde sowohl auf dem Dach als auch an der Fassade in der traditionellen Stehfalzdeckung verlegt. Insgesamt erstreckt sich das Zink über eine Oberfläche von rund 4.500 m². Die Verlegung erfolgte durch Longworth Building Services Ltd., ein Unternehmen, das viel Erfahrungen mit Projekten dieser Größenordnung und vollflächig unterstützen Metalldächern und -Fassaden aufweisen kann.
Von der alten Räucherei zum modernen Wohnraum
North Shields ist ein Umfeld, in dem die Immobilienwerte zu den niedrigsten im Land zählen. Doch die Architekten haben sich gemeinsam mit den Immobilienentwicklern Urban Splash und Places for People das Ziel gesetzt, beeindruckende Gebäude zu schaffen, die als Multiplikator für eine neue Wohnqualität dienen können und den Wert des Standorts steigern. Smokehouse 1 und Smokehouse 2 weisen eine Qualität auf, die für diesen Plan die besten Voraussetzungen mitbringt.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Paul Kozlowski