Reihung mit Rhythmus

Das Prinzip der Reihung ist ein essenzielles Gestaltungselement in der Architektur, welches bereits in der Antike verwendet wurde. Ein sehr bekanntes Beispiel ist der Parthenon auf der Akropolis. Dieser Tempel besitzt eine dorische Säulenordnung, die auch bekannt ist für ihren „Eckkonflikt“. Dies bedeutet, dass der Abstand der Säulen nicht immer gleich ist. Die Säulen an den Ecken des Gebäudes sind aus gestalterischen Zwängen jeweils etwas eingerückt. Dadurch ergibt sich aber auch eine Veränderung im Rhythmus der Säulenreihen. Sie erhalten auf sehr subtile Weise einen Anfang und ein Ende.

Parthenon klein

Über Reihungen von Bauteilen und ihre gestalterische Wirkung ließe sich stundenlang philosophieren. Sie vermögen es, Gebäuden Eleganz und Klarheit zu geben. In manchen Fällen kann die Aneinanderreihung von Elementen im immer gleichen Abstand aber auch ermüdend wirken. Ein Rhythmus will gefunden werden.

Eine traditionelle Technik neu entdeckt

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Winkelstehfalz horizontal verlegt an der Medizinischen Hochschule in Hannover, Architekt: AKZENTE

Abwechslungsreiche und reizvolle Rhythmen lassen sich bei einigen Fassaden, welche mit VMZINC in Stehfalztechnik bekleidet wurden, betrachten. Diese traditionelle handwerkliche Technik wird an Fassaden als Winkelstehfalz verwendet. Dabei wird der Falz nicht komplett geschlossen, sondern bleibt um 90 Grad offen. Diese Art der Verlegung erlaubt eine große Flexibilität bei Länge und Breite der einzelnen Elemente. So lässt sich allein schon mit drei oder vier verschiedenen Breiten eine sehr große Anzahl an Kombinationen erzeugen.

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Einfamilienhaus in Hondarribia (Spanien) Architekt: Enrike Etxeberria

Es ist auch möglich, die rechteckige Form der Elemente zu verlassen und mit schrägen Anordnungen zu arbeiten. Die einzelnen für die Stehfalzdeckung verwendeten Elemente, auch Scharen genannt, können auch konisch gefertigt werden und die Anzahl möglicher Kombinationen wird nochmals erhöht. Die Art der Befestigung und Verarbeitung bleibt dabei gleich, die Optik hingegen ist eine komplett neue.

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Die Verwendung konischer Scharen erzeugt eine neue Optik bei diesem Firmengebäude in Laroquebrou (Frankreich), Architekt: ROUGE

Farbspiel

Rhythmus kann mit einer Bekleidung in Stehfalztechnik auch erzeugt werden, ohne die Größe der Fassadenelemente zu verändern. Ein Wechsel der verschiedenen Oberflächenvarianten aus vorbewittertem oder graviertem Zink bringt diesen belebenden Effekt. Genau wie bei einer Änderung der Formate ist auch hier der Vorteil, dass die Bekleidung der Fassade aus demselben Material ist. Dies bedeutet, Änderungen in der Unterkonstruktion sind nicht notwendig und wichtige Parameter, wie Ausdehnungskoeffizienten, bleiben gleich.

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Verschiedene PIGMENTO Oberflächen und sowie QUARTZ-ZINC und ANTHRA-ZINC an der Fassade einer Schule in Demigny (Frankreich), Architekt Atelier JSa

Manchmal lässt sich mit alten Verfahren eine neue Ästhetik hervorbringen. Nur wenige Parameter müssen etwas verändert werden, und mit einer traditionellen und bekannten Handwerkstechnik lassen sich abwechslungsreiche und spannende Fassaden erzeugen.

Dr.-Ing. Knut König

Bildrechte: Paul Kozlowski und VMZINC