Die traditionelle Architektur Chinas hat nicht zuletzt durch einschlägige Kinofilme den Weg ins kollektive Gedächtnis der westlichen Welt gefunden. Die Shaolin-Mönche lassen grüßen. Doch Bilder aus dem modernen China haben diese selektive Wahrnehmung erweitert, wenn nicht gar ersetzt. Die Millionenstädte mit ihren Hochhauslandschaften sind in den Medien überaus präsent. Shanghai tritt mit seiner Skyline in Konkurrenz zu New York. Die alten Tempel und Paläste mit ihren leuchtenden Farben und geschwungenen Dächern scheinen zunehmend in den Hintergrund zu rücken. Doch es gibt auch Bauprojekte, die diesem Trend entgegen wirken. Das zeigt ein Wohnkomplex in Suzhou.
Weiße Fassaden in der Altstadt von Suzhou
Die Stadt Suzhou liegt rund 80 km westlich vom Zentrum Shanghais und ist mit über 10 Millionen Einwohnern selbst eine der großen Boom-Städte Chinas. Seit ihrer Gründung vor über 2.500 Jahren hat sie sich als Handels- und Handwerkszentrum etabliert. Das höchste Gebäude erreicht die 450 Meter und dennoch ist ein Altstadtbereich erhalten geblieben. Niedrige Häuser mit weiß gestrichenen Fassaden und dunklen Dächern präsentieren sich hier noch im ursprünglichen Antlitz.

Klassische Formen, moderne Ausstattung
Das Shanghaier Architekturbüro DuShe Architectural Design ließ sich von diesem alten Stadtbild leiten, als es den Wohnkomplex „Gusu Aristo Villa“ plante. Der Entwurf sieht sich sowohl der chinesischen Tradition als auch einer zeitgemäßen Kultur und Lebensweise verpflichtet. Auf rund 30.000 m² Fläche bildet die „Gusu Aristo Villa“ eine Ansammlung von zumeist dreistöckigen Gebäuden, die Teile der klassischen Formensprache der Altstadt Suzhous aufgreift. Doch die neuen Gebäude sind mit großen Fenstern, Balkonen und einer großzügigen Innenraumaufteilung sehr modern ausgestattet.

Geschwungenes Charaktermerkmal
Für DuShe zählen die weißen Wände zu den entscheidenden Bestandteilen der regionalen Architektur. Sie bereiten eine Leinwand für das Spiel von Schatten und Lichtern und für die an den Hauswänden angesiedelten Grünpflanzen. Besonders intensiv wirkt das Weiß in der Gegenüberstellung mit dunklen Elementen wie den verwitterten Ziegeldächern. Neben der weißen Fassade sind es gerade diese besonders geschwungenen Dächer, deren Neigungswinkel zum Dachrand hin langsam kleiner wird, die charakteristisch für die überlieferte Bauweise sind.

Kontraststeigerung
Auch im „Gusu Aristo Villa“-Komplex bleiben die Fassaden weiß und die Dächer behalten die typisch geschwungenen Formen bei. Den Kontrast zwischen den weißen Wänden und den Dächern haben Dushe Architectural Design jedoch gesteigert, indem sie die Ziegeldächer durch ANTHRA-ZINC ersetzt haben. Insgesamt wurden hier rund 4.000 m² der dunklen VMZINC-Oberfläche verlegt. Durch das Material und eine strukturgebende Stehfalzdeckung bekommen die Dächer trotz ihrer dunklen Farbigkeit ein leichtes und elegantes Erscheinungsbild.
Zink folgt der Dachform
Doch das Spiel mit der Farbigkeit war nur ein Argument für den Einsatz von Zink. Genauso ausschlaggebend waren die technischen Vorteile für die Architekten. Im Vergleich zu einem Ziegeldach in typischer regionaler Bauweise ist ein Zinkdach wasserdichter und wärmebeständiger zu bewerten. Zudem ist ein Dach mit einer VMZINC-Oberfläche einfacher zu installieren, so gut wie wartungsfrei und lässt sich problemlos auch mit einem spezifischen Bogenmaß sehr genau umsetzen. Markante Details wie die überstehenden Dachränder lassen sich ebenfalls gut herausarbeiten. Sie liegen wie eine zweite Schicht unterhalb der Stehfalzdächer und setzen sich von diesen ab. Dieser hervortretende Bereich ist auch von unten mit ANTHRA-ZINC Elementen bekleidet. So bleiben Materialität und Struktur der Dächer sichtbar, selbst wenn man nahe an die Gebäude herantritt.

Verbindendes Element
DuShe Architectural Design verknüpfen Vergangenheit und Gegenwart. Die Häuser des Wohnkomplexes bieten modernen Komfort und ebensolche Stilmittel. Doch über allem liegt ein deutlicher Bezug auf die Tradition. In den Dächern aus VMZINC gehen diese beiden Aspekte ineinander über, für die Architekten waren sie die ideale Wahl, um von der Geschichte in die Moderne zu führen.

Guido Wollenberg
Bildrechte: DuShe Architectural Design Co. Ltd