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Entwicklungen kommen manchmal rasant daher. Im Zuge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurden neue Transportmittel benötigt und neben Eisen und Stahl auch bis dahin kaum verwendete Metalle genutzt. Zu den bekanntesten neuen Transportmitteln dieser Zeit zählt die Eisenbahn, zu den neuen Metallen Zink. Bei beiden gibt es in der Entwicklung zahlreiche Parallelen und Überschneidungen, welche bis in die heutige Zeit hineinreichen.

Die industrielle Fertigung von Zink beginnt an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert in Europa. Bald war es möglich, das Metall zu walzen, und bereits 1811 wurde die erste dauerhafte Zinkbedachung mit Material der Vieille Montagne (heute VMZINC) ausgeführt. Etwa zur gleichen Zeit beginnen auch Versuche, Dampfmaschinen als Antrieb für Schienenfahrzeuge einzusetzen.

Frühe Experimente

Zinkeindeckung auf dem Bahnhof in Brighton (Großbritannien), Architekt der Renovierung: William VERY Ltd

Sowohl bei der Entwicklung von auf Schienen fahrenden Zügen als auch bei der Nutzung von Zink als Bedachungsmaterial gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts verschiedene Herangehensweisen und unterschiedliche Versuche. Es war das Prinzip Versuch und Irrtum, man testete, war manchmal erfolgreich und baute dann hierauf auf. Ab den 30er Jahren des Jahrhunderts waren die Techniken soweit ausgereift, dass zum einen ein regulärer Bahnbetrieb starten konnten und zum anderen Zinkbedachungen bei vielen Gebäuden zum Einsatz kamen. Das wohl bekannteste Beispiel hierfür sind die Zinkdächer in Paris, welche ab Mitte des Jahrhunderts fast auf allen Häusern dieser Stadt zu finden sind.

Neueindeckung des Hauptbahnhofs in Breslau (Polen) mit Zink, Architekten der Renovierung: Group 5 Architects

Bahnhöfe damals

Güter müssen be- und entladen werden, Passagiere wollen ein- und aussteigen, daher müssen Züge auch irgendwann anhalten. So entstand der neue Gebäudetyp des Bahnhofs, denn es ist immer angenehm, einen Zug im Trockenen zu erreichen.

Bahnhof von Namur in Belgien, Architekt der Renovierung: SNCB-NMBS Christian Bourgeois
Für die Bedachung wurden ADEKA Elemente in QUARTZ-ZINC verwendet. ADEKA erinnert an die klassische Eindeckung mit Schindeln

Aufgrund der Nutzung von Kohle und Dampf waren große und hohe Räume, in denen Luft gut zirkulieren kann, erforderlich. Entsprechend groß waren auch die Dachflächen, und als Material zur Eindeckung bot sich das vergleichsweise leichte Zink an. Als Bedachungstechnik kamen die verschiedenen für Zink entwickelten Leistentechniken zum Einsatz und sicherten eine dauerhafte Eindeckung.

Bahnhöfe heute

Bedachung mit Zink in Stehfalztechnik auf dem Bahnhof Perissos in Athen (Griechenland), Architekten: Gnikos Gortsos, John Sholidis, Pavlos Lefas Associates

Die Zeiten ändern sich, aber noch immer sind Züge ein sicheres und komfortables Transportmittel. Längst fahren wir nicht mehr mit Dampflokomotiven, und die Gestaltung von Bahnhofsgebäuden hat sich den Bedürfnissen unserer Zeit angepasst. Auch das Material Zink hat sich weiterentwickelt und wird heute als Legierung Titanzink verwendet, welche sich deutlich besser verarbeiten lässt als das Zink des 19. Jahrhunderts.

Bedachung mit PIGMENTO rot in Stehfalztechnik am Bahnhof von Lugano (Schweiz), Architekt: Studio d’architettura, Lorenzo Felder SA

Für Bedachungen wählt man heute die Stehfalztechnik und in besonderen Fällen auch andere Systeme wie Kassetten. Als Oberflächen bieten sich zusätzlich neben der Verwendung des klassischen walzblanken Zinks heute viele vorbewitterte Varianten inklusive der farblichen Nuancen der PIGMENTO-Reihe an.

Taoyuan Airport MRT Sanchong Station in Taipei (Taiwan), Architekt: JJ Pan and Partners
Für die Bedachung wurden Kassetten in QUARTZ-ZINC mit einem Unterdach als wasserführende Schicht verwendet

Die Parallelen in der Nutzung des Metalls Zink zum Verkehrsmittel Eisenbahn bestehen bis heute fort. Noch immer werden die oft spektakulären Dächer von Bahnhöfen auch mit Zink eingedeckt.

Dr.-Ing. Knut König

Bildrechte: marcel lam photography, Paul Kozlwoski und VMZINC