Vergleicht man die Dinge, welche die Natur hervorbringt mit denen, die Menschen schaffen, so fällt auf, welche Komplexität pflanzliche oder tierische Organismen besitzen. Die einzelnen Metallträger des Eiffelturms erscheinen uns auf den ersten Blick als unüberschaubares Durcheinander. Im Vergleich mit den Zweigen und Blättern eines Baums zeigt sich aber, wie geordnet der über 300 Meter hohe Turm erbaut wurde. Interessant dabei ist, dass beide Beispiele dem Auge des Betrachters gefallen.
Ähnlich verhält es sich beim Vergleich von Oberflächenstrukturen natürlicher Werkstoffe mit denen, welche von Menschen erzeugt wurden, wie beispielsweise Lackierungen. Eine besondere Ästhetik entsteht aus einer vermeintlichen Unordnung, welche durch eine größere Komplexität begründet ist. Man denke an das Erscheinungsbild von Natursteinen gegenüber den Fliesen, welche für Bad oder Küche verwendet werden.

Man kann sich natürlich darüber streiten: Eine leichte Wellenbildung ist typisch für Dünnbleche und gibt ihnen ihre eigene Ästhetik
Auch VMZINC ist ein Material, welches aus der Natur kommt. Es wird für Dach- und Fassadenbekleidungen als sogenanntes Dünnblech verwendet. Daraus begründet sich, dass eine absolute Ebenheit nicht zu erreichen ist. Die leichte Welligkeit eines Zinkblechs erscheint je nach Lichteinfall immer wieder anders und eröffnet ein feines farbliches Spiel auf seiner Oberfläche. Einige Architekten interessiert besonders dieser Effekt, und es lohnt sich, sich hierauf einzulassen.

Die Oberflächenstruktur von QUARTZ-ZINC ergibt sich aus der Kombination des natürlichen Materials mit einem industriellen Herstellungsprozess. Bei genauer Betrachtung ist die filigrane Maserung uneinheitlich. Dies wandelt sich mit etwas Abstand. Im unterschiedlichen Maßstab ändert das gleiche Produkt so seine Ästhetik. Eine Eigenschaft, die eine opake Lackierung nicht besitzt.

Die Fassade mit einer regelmäßigen Scharenbreite wird durch die leichte Wellenbildung des Materials lebendig
Man soll mich an dieser Stelle bitte nicht falsch verstehen. Es geht nicht darum, mindere Qualitäten als vermeintlich bessere auszugeben. Natürlich ist eine korrekte handwerkliche Verarbeitung von Materialien in der Gebäudehülle notwendig. Es gibt für unser Auge schließlich auch eine Grenze für dieses feine Spiel des Lichts. Wird sie überschritten, verlieren Bauprodukte Ihren Reiz. Bleibt man jedoch darunter, eröffnet sich aus dem vermeintlich Unvollkommenen eine besondere ästhetische Qualität.
Dr.-Ing. Knut König
Bildrechte: Paul Kozlowski, VMZINC