Seit Jahrtausenden treibt es die Menschen über das Meer. Bis heute üben Kreuzfahrten ihren Reiz aus – sie führen hinter den Horizont, geben das Gefühl, zu unbekannten Ufern aufzubrechen. Ökologisch oft ein eher fragwürdiges Unterfangen, erfreuen sie sich dennoch einer ungebremsten ja sogar steigenden Beliebtheit.
In der Regel ist der Weg zwischen Festland und Kreuzfahrtschiff keine freie Passage. Das Hafenterminal ist das Tor, das den kontrollierten Zugang ermöglicht. Solche Terminals sind meist eher nüchtern gehalten. Ihr Zweck ist es, die Passagiere möglichst schnell und in möglichst großer Anzahl an Bord zu schleusen. Ganz anders das New Limassol Port Passenger Terminal im Süden der Republik Zypern.

Reibung zwischen Funktion und Ästhetik
Natürlich wurden auch in Limassol, der zweitgrößten Stadt Zyperns, alle Funktionen integriert, die ein modernes Hafenterminal benötigt. Doch darüber hinaus strahlen die ovalen Zylinder, aus denen die Anlage besteht, eine besondere Ästhetik aus. Diese erschließt sich den Reisenden schon von weitem, wenn sie sich im Morgen- oder Abendlicht den wellenförmigen, in Zink gehüllten Gebäuden nähern.
Ein Sinn für Ästhetik durchdringt das ganze Terminal. Architekt Dickon Irwin beschreibt die einzelnen Zylinder gar als einem Auge nachempfunden, als okulare Gebäude, welche den Blick von innen auf das Treiben im Hafen lenken. Mit seiner Frau Margarita Kritioti bildet er das Architekturbüro Irwin Kritioti Architecture. Gemeinsam haben sie das Terminal entworfen und dann mit dem heimischen Verarbeiter Lois Builders umgesetzt.
Irwins Frau bildet einen Gegenpol zu ihrem Mann. Sie erklärt die Architektur des Terminals aus einer eher nüchternen Betrachtungsweise. Für sie sind die langgestreckten Zylinder aus der Erkenntnis heraus entstanden, dass das Gebäude unterschiedliche Einheiten mit unterschiedlichen Funktionen benötigt. Neben der Ankunfts- und Abfahrtshalle sowie den üblichen Geschäften und Cafés mussten Zoll-, Polizei- und Einwanderungsbehörden untergebracht werden. Zudem gibt es, quasi an der Schnittstelle zwischen dem Woher und Wohin, ein Restaurant mit Panoramablick in die Stadt, auf den Hafen und auf das Mittelmeer.

Der Blick nach außen steht im Zentrum
Das Terminal umfasst, bei einer Länge von rund 250 Metern, sieben zylinderförmige Volumen, mit einer Nutzfläche von fast 9.000 m². Eine halbe Millionen Passagiere sollen hier pro Jahr befördert werden. An den Seitenflächen der flachliegenden Zylinder geben weitläufige Fensterflächen wie riesige Bullaugen den Blick auf den Hafen und wartende Kreuzfahrtschiffe frei. Die hohen ovalen Räume sind innen mit hellen Holzbrettern verkleidet, die mit deutlich sichtbaren Zwischenräumen auf der Unterkonstruktion angeordnet wurden. Der Wechsel von Deckenplatten und breiten Schlitzen verläuft horizontal auf den Wandflächen entlang und führt die Aufmerksamkeit zu den großen Fensterflächen an den Seiten

Stehfalz lässt Rundungen hervortreten
Die gerundeten Formen stehen in Kontrast zu den geradlinigen, kantigen Hafenanlagen und Kränen. Farblich gibt es jedoch eine Annährung. Das verbindende Element sind die samtgrauen Zinkprofile, mit denen die Außenhülle eingedeckt ist. Ähnliche Grautöne finden sich auf den Wegflächen und an vielen Gebäuden und Schiffen wieder.
Die deutliche Linienführung im Inneren setzt sich auf der Außenseite fort. Hier wird sie durch eine Stehfalzdeckung umgesetzt, in der VMZINC-Profile in der vorbewitterten Oberfläche QUARTZ-ZINC verlegt wurden. Der Stehfalz folgt der Wölbung der Dachflächen vertikal und steigert so die Plastizität des Gebäudes. Der Schattenwurf der Stehfalzdeckung lässt die Rundungen der Dachflächen auch aus der Entfernung deutlich hervortreten. Von den Decks der einfahrenden Schiffe sind die Formen gut zu erkennen.

VMZINC vereint Anmut und Langlebigkeit
So wie das Terminal aus der Reibung zwischen Ästhetik und Funktion entstanden ist, so haben die unterschiedlichen Herangehensweisen der Partner Dickon und Kritioti auch die Wahl der Dacheindeckung bestimmt. Die Oberfläche QUARTZ-ZINC wurde einerseits aufgrund ihrer ästhetischen Eigenschaften ausgewählt. Sie altert mit Anmut und bewahrt dabei weitgehend das ursprüngliche Aussehen. Genauso ins Gewicht gefallen sind andererseits die eher funktionalen Aspekte. Besonders die Wartungsfreiheit und die Langlebigkeit von Zink in einer maritimen Umgebung konnten hier punkten. Die Stehfalztechnik als bewährte Handwerkstechnik schließlich vereint Ästhetik und Funktion. Sie bietet eine verlässliche Basis für ein sicheres und stabiles Dach, das auch mit dem Ozean als Nachbar allen Anforderungen gewachsen ist.
Guido Wollenberg
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