Lichtblick aus Zink und Fachwerk

Das kommende Weihnachtsfest steht im Schatten der Corona-Maßnahmen, in Deutschland, auf dem europäischen Festland und auch in Großbritannien. Passend zur Weihnachtszeit kommt aber mit dem Versprechen auf einen bald verfügbaren Impfstoff der erste Lichtschimmer auf.

Das britische Pub „The Bull“ macht Hoffnung auf eine Zeit danach, in der wir uns wieder ohne Einschränkungen mit anderen Menschen in der Öffentlichkeit treffen können. Mit Eintritt der Dunkelheit entsteht durch eine stimmungsvolle Beleuchtung eine einladende Atmosphäre. Die einzigartige Mischung aus altem Fachwerk, dunklem ANTHRA-ZINC und einem ansprechend beleuchteten Inneren unterstützt diesen Eindruck.

In der Dunkelheit schafft die stimmungsvolle Lichtchoreografie von The Bull einen Anziehungspunkt im Stadtzentrum von Bracknell.

Zeitgemäßer Denkmalschutz

The Bull liegt im Stadtzentrum von Bracknell nur wenige Kilometer westlich von London. Der Pub ist Teil eines groß angelegten Stadtentwicklungsprogramms namens „Lexicon“. In Bracknells neuer Mitte ist The Bull ein markanter Anlaufpunkt, denn der Pub wurde in einem der letzten drei denkmalgeschützten Gebäude der Innenstadt errichtet. Der älteste Teil des Hauses stammt aus dem 14. Jahrhundert.

Das Architekturbüro Piper Whitlock Architecture aus Winchester bekam den Auftrag das historische Bull Public House zu renovieren und zu erweitern. Die Architekten verdoppelten den bereitstehenden Raum für den Pub- und Restaurantbetrieb durch einen zeitgemäßen, geschwungenen Anbau. Dieser teilt sich in vier Segmente, die von der Front ausgehend nach hinten jeweils etwas weiter zur Seite heraustreten, so dass sich eine Staffelung des Gebäudes ergibt.

Die einzelnen Segmente des Anbaus treten nach hinten hin immer weiter hervor. Kleine Glasflächen im Überstand geben den Blick nach innen frei.

Der Wandel bleibt sichtbar

Dieser segmentierte Anbau ist ein echter Hingucker geworden. Dem historischen Bauwerk aus Backstein steht nun ein modernes Gebäude mit einer weitläufigen Glasfront zur Seite. Dessen Fassade aus dunklem ANTHRA-ZINC geht in einem großen Schwung nahtlos in ein Dach aus dem gleichen Material über. Kennzeichnend für den Wandel des Bauwerks über die Zeit ist eine Zweiteilung des historischen Gebäudebereichs. Der Anbau aus Glas und VMZINC schließt an den Teil an, der das ursprüngliche Aussehen am getreuesten widerspiegelt. In der steinsichtigen Backsteinfassade sind sogar alte Fachwerkträger sichtbar, samt aller Verzerrungen und Verwitterungen, die die Jahrhunderte hinterlassen haben. Den Abschluss bildet ein optisch verjüngter Teil des historischen Bauwerks. Hier wurde das Urtümliche des freigelegten Mauerwerks hinter einer weißen Putzfassade verborgen und das Fachwerk schwarz überstrichen.

Der ANTHRA-ZINC-Anbau verdoppelt die für den Pub zur Verfügung stehende Fläche.

Stehfalztechnik für den Pub

Für Dach und Fassade des neuen Anbaus setzten die Architekten VMZINC in der Qualität ANTHRA-ZINC Plus ein. ZINC Plus eignet sich speziell für nicht hinterlüftete Dächer. Die patentierte, unterseitige Beschichtung sorgt für ein Höchstmaß an Korrosionsschutz. ZINC PLUS kann mit den üblichen Handwerkstechniken für Titanzink wie gewohnt und ohne Einschränkungen verarbeitet werden. Für die rund 800 m² umfassende Fläche von Dach und Fassade von The Bull wurden die Zink-Profile in Stehfalztechnik verlegt. Besonders aufwendig wurde dabei der Übergang von den Zink-Profilen zu den Frontbereichen der einzelnen Segmente gestaltet. Hier finden sich kleinteilige, individuell gefertigte Dachrand-Profile, die in einen farblich gut abgestimmten Holzträger überleiten. Erst im Dunkeln fällt ein weiteres Detail ins Auge: Zwischen diesem Holzträger und den Dachrand-Profilen läuft ein Leuchtstreifen an der gesamten Fassade entlang. Auch die nach hinten hin weiter hervortretenden Segmente des Anbaus zeigen diesen Leuchtstreifen in verkürzter Form.

Der Stehfalz folgt der Rundung der Fassade hin zum Dach und betont die durchgehende Linienführung.

Ein Platz für Geschichten

Von außen betrachtet scheint die Formgebung des Anbaus zunächst keine Verbindung zu der historischen Bauweise zu haben. Doch im Inneren zeigt sich, dass die geschwungene Dachform die Linienführung einer Trägerstruktur aus dem 14. Jahrhundert wieder aufgreift. Auch die von Innen sichtbare Holzunterkonstruktion des neuen Bereichs knüpft an die Optik der Fachwerkträger des historischen Teils an und verstärkt so die traditionsreiche Atmosphäre des Pubs.

Die Holzunterkonstruktion zitiert die Fachwerkträger des historischen Bereichs auf moderne Weise.

Geadelte Stadtentwicklung

Die Eröffnung des neuen Stadtzentrums hat sogar die Aufmerksamkeit des englischen Königshauses erweckt. Die Aufregung in Bracknell war groß, als Königin Elisabeth II. ihren Rundgang durch das Stadtentwicklungsgebiet im The Bull startete. Mit dem Projekt ist in der Innenstadt ein wirtschaftliches und soziales Zentrum entstanden, dass dem öffentlichen Leben neuen Schwung verleiht. Im The Bull haben die Bewohner von Bracknell eine stilvolle Anlaufstelle, um andere Menschen zu treffen, wenn Corona es wieder zulässt.

Dreigeteiltes Antlitz: Das steinsichtige Backsteinmauerwerk in der Mitte wird von einer verputzten Fassade auf der Vorderseite und vom neuen Anbau auf der Rückseite eingeschlossen.

Guido Wollenberg

Bildrechte: Paul Kozlowski