Auf seinem Pferd Sleipnir – dem Dahingleitenden – begab sich Odin auf ausgedehnte Reisen durch die Welten von Göttern, Menschen und anderen sinistren Gestalten. Laut einer norwegischen Sage ist das majestätische Dahingleiten des Gottes an einem bestimmten Berg in eine eher holprige Angelegenheit umgeschlagen. Bei einem Flug über Norwegens Fjordlandschaft krachte der achtbeinige Sleipnir auf diesen Berg und hinterließ einen mächtigen Hufabdruck, welcher den Gipfel nachhaltig umformte. Der Berg heißt heute Hoven und der Bezug zwischen dem Berg und dem norwegischen Wort Hov, zu Deutsch Huf, drängt sich förmlich auf.
Mit Hugin und Mugin in die Bergwelt
Auf diesen Mt. Hoven gelangen Wanderer und Freizeitsportler heute mit dem Loen Skylift. Die beiden Gondeln Hugin und Munin befördern Gäste von der Talstation Loen am Innvikfjord hinauf zur Bergstation in einer Höhe von 1011 Metern über dem Meeresspiegel. Sowohl im Tal als auch hoch am Berg treffen die Reisenden auf Fassaden und Dacheindeckungen aus Zink. Neben den beiden Stationen der Seilbahn findet sich Zink auch an den begleitenden Gebäuden. Direkt am Fjord gibt es einen Shop, der mit einer Brücke mit der Talstation verbunden ist, und auf dem Berg locken ein zweiter Shop, eine große Panorama-Terrasse und ein Restaurant die Kunden.

Dem Berg auf den Leib geschnitten
Die in der Nähe von Loen beheimateten Architekten von Aaland Arkitektkontor AS haben das Gebäude so gestaltet, dass sich die Formen möglichst gut in die Fjord- und Berglandschaft integrieren und die natürliche Umgebung so wenig wie möglich verändern. Die Gestaltung von Dächern und Fassaden wurde gemeinsam mit VMZINC Norwegen entwickelt. Die Gebäude am Fjord, die in eine sanftere, bewaldete Landschaft eingebettet sind, zeigen eine Mischung aus einem rötlich-braunem Holz und Zink an der Fassade sowie ein Zinkdach in Stehfalztechnik. Trotz eines ähnlichen Materialmixes hat das Holz in der rauen Witterung der felsigen Bergstation schnell einen eher silber-grauen Farbton angenommen, zusammen mit dem Zink an den Fassaden eine Kombination, die sich gut in die baumlose Berglandschaft einfügt.

Erwünschter Alterungsprozess: Patinabildung an der Zinkfassade
Für alle Anwendungen an den Gebäuden wurde walzblankes Zink eingesetzt, da den Architekten der Prozess der Patinabildung sehr wichtig war. Durch eine Reaktion mit der Atmosphäre verändert sich die Oberfläche des Metalls nach und nach. Dabei entstehen eine sehr zinktypische Farbigkeit und Oberflächenanmutung. Das Dach und weite Bereiche an den Fassaden wurden in der klassischen Stehfalztechnik bekleidet. An den Dachkanten und Abdeckungen der Gebäude sowie an den Begrenzungen und Einfassungen der Panorama-Terrasse wurde jedoch mit Einhangfalzen gearbeitet.

Flächenbündig trotz Einhangfalz
Normalerweise bilden Elemente, die in Einhangfalz-Technik verlegt werden, eine Schuppenform oder sie zeigen eine Kassettenoptik mit deutlichem Fugenbild, nicht so bei diesem Projekt. Die einzelnen Elemente wurden so aneinandergefügt, dass eine flächenbündige und fast fugenlose Optik entstand. Das Grundprinzip der eingehängten Falze wurde jedoch beibehalten. Hierfür war nicht nur ein sehr gutes handwerkliches Können seitens des verarbeitenden Betriebes, sondern auch eine sehr detaillierte Vorplanung notwendig.

Echte Handarbeit
Eine große Rolle bei dieser Vorplanung sowie bei der Kommunikation zwischen Architekten, Klempnerbetrieb und VMZINC spielten die künstlerischen Fähigkeiten von VMZINC Mitarbeiter Erwin Nielsen. Er erstellte zahlreiche Zeichnungen, welche oftmals dreidimensional die einzelnen Arbeitsabläufe, Verbindungen und Anschlüsse zeigen. Bei diesen Werken handelt es sich ausschließlich um Handzeichnungen, welche eine ähnlich ästhetische Qualität wie die ausgeführte Klempnertechnik besitzen.

Zwischen Berg und Tal
Besonders der Bau der Bergstation erwies sich als Herausforderung. Nicht selten erreichte der Wind Geschwindigkeiten, die eine Weiterarbeit unmöglich machten. Das komplette Bauteam musste zurück ins Tal. Neben dem Wind beeinträchtigten auch Schneestürme immer wieder den Baufortschritt. Diese Naturgewalten hatten auch Auswirkungen auf die Befestigung der Zink-Eindeckungen: Sie wurden für eine Windlast von 90 Metern pro Sekunde berechnet und sollten so selbst die schwersten Stürme und Orkane überstehen. Dieser Aufwand hat sich sichtbar gelohnt. Den Touristen bietet sich von der Terrasse der Bergstation ein atemberaubender Blick auf die spektakuläre Berg- und Fjordlandschaft West-Norwegens.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Bilder 1-3, 5, 7: kirstinemengel.dk – Bilder 4,6: VMZINC