Ein Vorhang geht rund

Mit etwas gutem Willen lässt sich eine wolkenförmige Gestalt ausmachen, wenn man das Lern- und Lehrgebäude der Monash University im australischen Melbourne betrachtet. Mit dieser Anspielung auf die flüchtigen Himmelsformen schlägt das Gebäude eine Brücke zum Begriff der „Cloud“ und zur Wissensvermittlung in einer digitalisierten Welt.

Doch neben dieser leicht abstrakten Annährung an eine zeitgemäße Forschung und Lehre zeigt das Gebäude auch ganz konkret, wie moderne Bildungseinrichtungen gestaltet werden können. Ein offenes und großzügiges Raumgefühl ist zwar das bestimmende Element im Innenbereich. Doch das von John Wardle Architects entworfene Hochschulgebäude hält gekonnt die Waage zwischen dieser Offenheit und der Bereitstellung von geschlossenen Räumen, wie sie für Lehrveranstaltungen oder auch kleinere Arbeitsgruppen von Studierenden erforderlich sind.

Gestaffelte Außenhülle

Die Außenhülle des Gebäudes greift diese Verbindung von offenen und geschlossenen Bereichen mit einem überraschenden Konzept auf. Wie ein riesiger Vorhang zieht sich eine vorgelagerte Schicht einmal rund um das vierstöckige Gebäude. Erst dahinter folgt die eigentliche Außenhülle, die mit großen flächenbündigen Glasflächen ausgestattet ist. Dieser vorgelagerte Vorhang besteht aus wellenförmig angeordneten Elementen aus perforiertem QUARTZ-ZINC.

Ein Vorhang aus perforierten QUARTZ-ZINC-Elementen zieht sich um das gesamte Gebäude.

Horizontale Ausdehnung

Das fakultätsübergreifende Lern- und Lehrgebäude im Melbourner Stadtteil Clayton erweitert die Flächen der Universität um rund 28.900 m². Das Gebäude platziert sich gegenüber dem Menzies-Building, welches zu seiner Bauzeit in den 1960er Jahren das höchste Universitätsgebäude Australiens war. Kontrastierend zu dessen eher modernistischem und in die Höhe strebendem Ansatz haben John Wardle Architects das Lern- und Lehrgebäude als ein Gebäude mit horizontaler Ausdehnung angelegt.

Lernumgebung mit Dorfcharakter

Die Innengestaltung fördert das Gefühl, sich in einer kleinen Ansiedlung aufzuhalten. Natürlich gibt es die erforderlichen Lehrsäle. Doch John Wardle Architects haben große offene Gebäudebereiche in eine Vielzahl von kleineren, intimeren Umgebungen für die Studierenden zerlegt. Wie häufig bei zeitgemäßen öffentlichen Bauten übernehmen ausgedehnte, offen durch das Gebäude führende Treppenbereiche die Aufgabe von Begegnungs- und Austauschstätten.

Das Universitätsgebäude setzt auf eine horizontale Ausdehnung. Das erlaubt es, dem Innenraum einen dorfähnlichen Charakter zu verleihen.

Offen und geschlossen

Der Vorhang aus perforiertem QUARTZ-ZINC zieht sich auf Höhe des zweiten und dritten Stockwerks in horizontal verlaufenden Wellen einmal rund um das gesamte vierstöckige Gebäude. Durch die wellenförmige Gestaltung wirkt das Bauwerk organisch und lebendig. Auch das anfangs erwähnte Bild einer Wolke lässt sich durch diese runde Formgebung gut nachvollziehen. Die perforierten Zink-Elemente sollen zudem an die Optik der faserigen Rinde von Eukalyptusbäumen erinnern, wie sie vor der Erschließung am Standort heimisch waren. Neben diesen ästhetischen Aspekten dient das perforierte Zink aber auch ganz praktisch als schattenspendender Sonnenschutz, der den Innenraum vor direktem und blendendem Lichteinfall und einer übermäßigen Erhitzung schützt. Gleichzeitig gestattet die Perforation den Blick von innen nach außen durch die weitgehend verglaste Fassade und überträgt so die Idee der Harmonie von Offenheit und Geschlossenheit auf die Außenhülle.

Dank einer besonderen Faltung sind die Zinkelemente so steif, dass sie auch eine größere Höhe überbrücken können.

Minimale Stahlkonstruktion

Der Wunsch der Architekten war es, die tragende Stahlkonstruktion für diesen Zinkvorhang so unauffällig wie möglich in Erscheinung treten zu lassen. Dazu wurden die Zinkelemente durch eine besondere Faltung so versteift, dass sich die erforderliche Höhe von insgesamt 11 Metern mit lediglich zwei Elementen überbrücken lässt. So kann die Sichtbarkeit der Stahlkonstruktion auf ein Minimum beschränkt bleiben, hinter dem Zink zeichnen sich die Verstrebungen hauptsächlich als drei horizontal verlaufende schmale Bänder ab.

Mit unterschiedlichen Perforationsgraden lassen sich VMZINC-Oberflächen sehr gut an funktionale oder ästhetische Anforderungen anpassen.

Mehr als Ästhetik: flexible Perforationsgrade

Das Lochmuster von VMZINC-Oberflächen lässt sich variabel anpassen, so zeigt auch der rund 4.900 m² große Zinkvorhang verschiedene Perforationsgrade. An vielen fensterüberdeckenden Fassadenteilen wurde ein Profil mit rund 50 Prozent offener Fläche umgesetzt, um möglichst viel Licht hineinzulassen. Auf der besonders stark von der Sonne beschienenen Südseite hingegen bestimmt ein geringerer Lochanteil das Bild, hier stand die schattenspendende Wirkung mit einem minimalen Wärmeeintrag im Vordergrund.

Erwünschte Alterung

Das werksseitig vorbewitterte QUARTZ-ZINC verändert sich im Gegensatz zu walzblankem Zink im Laufe der Zeit nur noch leicht in der Farbigkeit der Oberfläche. Diese leichte Anpassung ist ein von John Wardle eingeplanter und erwünschter Effekt. So wird das Bild, das sich künftigen Generationen von Studierenden und Lehrenden bietet, ein leicht verändertes sein.

John Wardle Architects setzen auf eine Außenhülle aus vorbewittertem QUARTZ-ZINC. Als Folge der natürlichen Bewitterung durchläuft sie nur noch leichte Änderungen in der Farbigkeit.

Geringer Wartungsaufwand spielt der Nachhaltigkeit in die Hände

Die großen Vorhänge der Außenhülle weisen von Anfang an das zinktypische Plus einer selbstschützenden Patina auf. Daraus ergibt sich für diesen Bereich der Fassade im Laufe der Standzeit ein sehr geringer Wartungsaufwand. Auch dies war ein Grund für John Wardle Architects auf VMZINC zu setzen, denn das komplette Gebäude verfolgt einen nachhaltigen Ansatz, zu dem das fast wartungsfreie und in hohem Maße recyclingfähige Material Zink seinen Teil beiträgt.

Mit einer weitgehend wartungsfreien Oberfläche unterstützt VMZINC den Nachhaltigkeitsanspruch des Lern- und Lehrgebäudes der Monash University.

Guido Wollenberg

Bildrechte: Peter Bennetts Photography