Den Ton der Provence getroffen

Das kleine Dorf Puyloubier zeigt sich in der typischen Bauweise der ländlichen Provence. Zwar erhebt es sich nicht spektakulär auf einem hohen Felsen wie die berühmten, einst wehrhaften Orte Roussillon, Gordes oder Les Baux-de-Provence. Aber auch die kleine Gemeinde zieht sich an einem Berghang entlang. Meist dreistöckige Häuser säumen enge Straßen und spenden sich gegenseitig Schatten. Auf den Dächern und an den Fassaden herrschen erdige, Gelb- und Ockertöne vor. Die meisten Fassaden sind verputzt, doch einige geben steinsichtig einen Blick auf das typische Sandsteinmauerwerk der Region frei.

Neues Dach für alte Kirche. Sainte Marie wurde schon im 9. Jahrhundert erbaut.

Krönender Abschluss

Im obersten und ältesten Bereich des Dorfes liegt schon seit dem 9. Jahrhundert die Kirche Sainte Marie. Mit einem neuen Zinkdach in der VMZINC-Oberfläche PIGMENTO wurden nun umfangreiche Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen. Im Laufe von über tausend Jahren wurde die Kirche mehrfach umgebaut. Doch irgendwann erwies sie sich als zu klein und im 19. Jahrhundert gab die Dorfgemeinschaft sie schließlich zu Gunsten einer größeren und besser gelegenen Alternative auf. In einem alten Bericht wird recht despektierlich die unbedeutende Bauweise betont, sicher nicht zuletzt, um die Stimmung für einen Neubau anzuheizen. Das in die Jahre gekommene Bauwerk diente danach den unterschiedlichsten Zwecken beispielsweise als Haftanstalt, Kinosaal oder als Materiallager.

Kulturgut

Später mussten einsturzgefährdete Teile des Gebäudes abgerissen werden. Im Jahr 2005 allerdings startete eine schrittweise Restaurierung und Sanierung unter der Aufsicht des Architekten Bruno Jouve. Die Arbeiten zogen sich eine lange Zeit hin, bis sie schließlich mit dem Wiederaufbau des Glockenturms und einem komplett neuen Dachaufbau ein Ende fanden. Rund 150 Jahre nachdem die Kirche aufgegeben wurde, steht sie nun in neuer Funktion den Menschen für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung.

An den Seiten des Kirchenschiffs bildet ein perforiertes Metallgitter den Übergang vom Mauerwerk zum Dach

Perforierter Aufsatz

Das neue Dach gründet auf einer Metallstruktur und besitzt eine Rahmenkonstruktion in die große Glasflächen eingelassen sind. Von außen werden diese durch eine perforierte Metallgitter-Verkleidung verschattet, die ein kreuzförmiges Muster mit religiösen Anklängen aufweist. Diese perforierten, dunkelroten Elemente erstrecken sich an beiden Seiten des Kirchenschiffs von der Oberkante des alten Mauerwerks bis zum neuen Dach und lassen das Tageslicht in die Kirche hinein.

Ton in Ton

Der recht moderne Dachaufbau fügt sich sowohl farblich als auch in der Linienführung gut in das Gebäude und in die Dachlandschaft der umliegenden Wohnhäuser ein. Das Dach greift nicht nur den dunklen Rotton der perforierten Metallverkleidung auf, sondern es passt auch gut zu den rötlichen Farbtönen der traditionell gedeckten Häuser. Das Dach wurde mit der vorbewitterten VMZINC-Oberfläche PIGMENTO rot in Doppelstehfalztechnik ausgeführt. Durch ein klares und reduziertes Design wirkt es auch von oben betrachtet nicht wie ein Fremdkörper im Dorf. Die Zinkscharen reichen über die gesamte Höhe der Dachhälften. Die einzelnen Scharen weichen in ihrer Breite nicht allzu weit von den Dachpfannen der übrigen Häuser ab. Auch der flache Neigungswinkel findet sich an vielen anderen Gebäuden wieder.

Je nach Lichtsituation lässt sich der farbliche Übergang vom lackierten Metallgitter zur Traufe aus vorbewittertem Zink mehr oder weniger gut erkennen. Hinter der Traufe in der VMZINC-Oberfläche PIGMENTO rot verbirgt sich eine innenliegende Dachrinne.

Stimmig und doch unauffällig

Die ebenfalls in PIGMENTO rot ausgeführten VMZINC-Dachrinnen sind innenliegend verarbeitet und die Fallrohre bleiben unsichtbar, so dass die Dachentwässerung den Gesamteindruck nicht beeinträchtigt. Im Laufe der kommenden Jahre wird sich das vorbewitterte Zink auf dem Dach unter der starken Sonneneinstrahlung des Mittelmeerraumes wohl noch leicht in seiner Farbigkeit verändern. Doch wenn die Farbintensität etwas nachlässt, kommt das der Einbindung in den Ort nur zugute. Denn die Farben auf den Dächern Puyloubiers sind im Laufe der Jahrzehnte oder gar der Jahrhunderte stark verblichen. Mit dem Umbau ist das Gebäude für eine zeitgemäße Nutzung gerüstet, ohne den Bezug zur Tradition zu verlieren.

Dank dem zurückhaltenden Design des neuen Dachs wirkt die Kirche auch von oben betrachtet nicht wie ein Fremdkörper im Dorf

Guido Wollenberg

Bildrechte: Paul Kozlowski