Fassaden ohne Fenster

Bei den meisten Gebäuden werden die Innenräume durch Fenster belichtet. Ihre Anordnung in Bezug auf eine optimale Raumbeleuchtung sowie eine ausgewogene Aufteilung ist ein bestimmendes Element der Fassadengestaltung. Es gibt aber auch Gebäude, bei denen Fenster nicht notwendig sind, wie beispielsweise Kaufhäuser. In einigen Fällen sind Fenster nicht gewollt, denn das Tageslicht soll über ein Oberlicht in die Räume fallen. Das beste Beispiel hierfür sind Kunstmuseen, in denen dies für eine gleichmäßige Ausleuchtung von Gemälden oder Fotografien sorgt.

Das Panthéon in Paris wurde als Kirche von 1764 bis 1790 erbaut (Architekt: Jacques-Germain Soufflot). In den Seitenwänden befanden sich ursprünglich Fenster, welche später zugemauert wurden. Licht fällt nun vom Obergeschoss in die Räume. Die Fassaden verbleiben als große geschlossene Natursteinflächen.

Hat eine Fassade aber keine Fenster, so stellt sich die Frage, mit welchen anderen Elementen man diese gestalten kann. Vergangene Epochen nutzen hierfür Stilelemente wie Pilaster oder Lisenen, welche man in abgewandelter Form auch in der zeitgenössischen Architektur finden kann. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten.

Minimalismus

Man kann sich entscheiden, ein Gebäude ohne Fenster ganz bewusst als Monolith zu gestalten. Ein und dasselbe Bekleidungsmaterial legt sich über die gesamte Fassade. Dies hat etwas Minimalistisches und steigert aber die kraftvolle Ausstrahlung.

Lager und Showroom der Firma Dainese (Italien), Architekt: Silvia Dainese
Das Lager ist mit Steckfalzpaneelen in ANTHRA-ZINC bekleidet. Ohne Nachbargebäude und durch den Verzicht auf Fensteröffnungen ist es nicht leicht, den Maßstab des Gebäudes zu erkennen.

Je nachdem, welche Elemente man wählt, lassen sich in einer solchen Bekleidung aber auch feine Strukturen erzeugen. Kleine Elemente in einem bestimmten Raster verlegt, nehmen der monolithischen Wirkung etwas von ihrer manchmal erdrückenden Atmosphäre. Die Verwendung von Rauten oder Schindeln von VMZINC ermöglicht diesen Effekt.

Mehrzweckhalle in Griesheim-prés-Molsheim (Frankreich), Architekt: Rey-de Crécy Atelier d’architecture
Die Fassade ist mit Rechteckschindeln in PIGMENTO grün bekleidet.

Lisenen, Gesimse und Schattenfugen

Die Interpretation von Lisenen und Gesimsen kann in der zeitgenössischen Architektur auf vielfältige Art und Weise erfolgen. Auch ohne die Verwendung von Ornamenten helfen diese Stilelemente immer noch, große opake Fassadenflächen zu gliedern.

Kaufhaus El Corte Inglés in Madrid (Spanien), Architekt: E. Bardají y Asociados S.L. arquitectos
Gesimse in Form von Kantprofilen gliedern die Fassade in PIGMENTO grün

Es geht aber auch in die andere Richtung. Während die Gesimse am Kaufhaus El Corte Inglés hervortreten, lässt sich eine vergleichbare Wirkung auch mit Schattenfugen erzielen. Auch in diesem Fall ermöglicht die Verwendung des gut formbaren Materials Zink eine interessante Fassadengestaltung.

Fassadendetail mit Schattenfugen an einer Lagerhalle in Terville (Frankreich), Architekt: AMB Architecture

Dreidimensionale Fassaden

Das Spiel mit hervor- und zurückspringenden Elementen lässt sich noch weiter ausbauen. Eine ganze Fassade bekleidet mit Zinkkassetten in unterschiedlicher Bautiefe kann einem großen fensterlosen Baukörper etwas Spielerisches geben.

Zinkkassetten in unterschiedlicher Tiefe bekleiden die Fassade der Mehrzweckhalle in Saint Avé (Frankreich), Architekt: Archipole Lillion

Letzten Endes kann man eine dreidimensionale Fassadengestaltung auch wörtlich nehmen und ganze Fassadenbereiche entsprechend planen. Wichtig ist hierbei, die Unterkonstruktion innerhalb der Bauart der vorgehängten hinterlüfteten Fassade auf das zu erzielende Erscheinungsbild abzustimmen.

Dreidimensionale Fassade mit Großrauten in QUARTZ-ZINC am St. Kentigern College in Auckland (Neuseeland), Architekt: Malcolm Bowes

Verschiedene Beispiele konnten zeigen, dass Architekten eine Reihe von Möglichkeiten bei der Gestaltung fensterloser Fassadenflächen zur Verfügung stehen. Die Wahl von Zink als Bekleidungsmaterial ermöglicht ihre präzise und ansprechende Umsetzung.

Dr.-Ing. Knut König

Bildrechte: paul warchol, kallan macleod of kallan photography, Paul Kozlowski und VMZINC