Gipfeltreffen mit Weitblick

Mit dem David Rubenstein Forum hat die University of Chicago ein neues Kommunikationszentrum für den wissenschaftlichen und intellektuellen Austausch bekommen. Große Glasflächen auf der Front- und Rückseite erlauben einen weitläufigen Blick auf das Stadtzentrum im Norden, den Lake Michigan sowie die südlichen Stadtteile. Die Öffnungen sollen einen Geist von Offenheit, Verbundenheit und Engagement für die umliegenden Viertel und die umgebende Natur ausdrücken. Eine Außenhülle aus Zink umschließt die Seiten des Gebäudes und verbindet sich mit den Glasflächen zu einer markanten Landmarke. Der Entwurf des Architekturbüros Diller Scofidio + Renfro aus New York trägt dem hohen Ansehen des Lehrinstituts Rechnung, das zu den renommiertesten in den USA gehört.

Bekenntnis zur Stadtgeschichte

Das neue Forum erreicht mit rund 50 Metern keine aufsehenerregenden Höhen, doch sein Bau ist eine Reminiszenz an die architektonische Vergangenheit von Chicago. Noch bevor New York in die Höhe baute, wuchsen am Lake Michigan die weltweit ersten Wolkenkratzer in den Himmel. Die Bauweise des David Rubenstein Forums ist zwar in erster Linie dem begrenzten Platz am Boden geschuldet, doch ganz im Sinne der Stadtgeschichte stellt sie auch eine optische Verbindung zur Skyline von Chicago her, die nur wenige Kilometer nördlich liegt.

Die Boxen kragen abwechselnd in Nord- und Südrichtung aus und bieten jeweils Raum für zwei Stockwerke

Ein Boxenstapel auf dem Campus

Das David Rubenstein Forum ruht auf einem zweistöckigen Sockel. Über diesem erhebt sich ein schlankerer Turm, der aus vier zweistöckigen Volumen und einem kleineren Zwischenstockwerk besteht. Diese Volumen grenzen sich deutlich voneinander ab und erscheinen fast wie aufeinander gestapelte Boxen. Die einzelnen Boxen kragen abwechselnd in Richtung Norden und Süden aus dem Gebäude heraus. Die Glasfronten öffnen sich ebenfalls nach Nord und Süd und reichen jeweils über zwei Stockwerke. Nach Westen und Osten bekleidet eine fensterlose Außenhülle mit einer VMZINC-Fassade das Gebäude, dabei verjüngen sich die Zinkseiten der einzelnen Boxen zur Mittelachse.

Die beiden unteren Stockwerke des Forums stellen die Verbindung zum Campus der University of Chicago her. Hier bietet der „University Room“, der seitlich aus dem Hauptturm heraustritt, mehr als 600 Gästen Platz. Auch ein Restaurant und eine Bar sind in diesen unteren Stockwerken zu finden. Ein Auditorium mit 285 Sitzplätzen erstreckt sich über das dritte und vierte Stockwerk, in den darüber liegenden Etagen folgen kleinere, doch ebenfalls repräsentative Versammlungsräume.

Vom Hörsaal in die Lounge

Charles Renfro, der federführende Architekt, hat die Räume im Rubenstein Forum jeweils einem von zwei Funktionsbereichen zugeordnet. Der erste Funktionsbereich widmet sich öffentlichen Präsentationen und Diskussionen. Der zweite Bereich dient zwanglosen Begegnungen und einem offenen Austausch. Diese beiden Funktionsbereiche weisen, über die Volumen des Gebäudes hinweg, abwechselnd in entgegengesetzte Richtungen: Auf einer Seite der zweistöckigen Einheiten finden sich jeweils ein oder zwei Veranstaltungsräume für den eher formellen Austausch und auf der gegenüberliegenden Seite finden sich Lounge-Bereiche für den informellen Austausch zwischen den Besuchern.

Die Seiten des Gebäudes sind mit dem VMZINC Flatlock-System in der Oberfläche QUARTZ-ZINC bekleidet, sie verjüngen sich leicht zur Mitte hin

Durchdachte Details

Das Gebäude wird durch ein Gerüst aus massiven Wandscheiben mit einem Betonkern, Beton-Spanndecken sowie vier zentral platzierten Säulen getragen. Dabei wirkt die abwechselnde Auskragung der Volumen nach Nord und Süd wie eine Wippe, dessen Ausbalancierung es ermöglicht, dünnere Durchmesser für die stützenden Betonelemente einzusetzen.

Die Glasfassaden an den Frontseiten wurden so konzipiert, dass sie einen möglichst ungehinderten Blick auf die Stadt bieten. Da sich das Gebäude mit seinen großen Glasflächen inmitten einer lokalen Vogel-Flugroute findet, wurde es mit einem speziellen Glas ausgestattet. Die Beschichtung ist nur für Vögel sichtbar und soll ungewollte Zusammenstöße verhindern.

An den auskragenden Boxen bildet eine überdimensionale Fase aus Aluminium-Verbundplatten (ACM) den Übergang von den Glasflächen zu den zinkgedeckten Seiten. Der abgeschrägte Rahmen neigt sich zu den Glasflächen hin und schafft so fast eine Art Bilderrahmen, durch den der Betrachter von außen in das Innere sieht. Dieser Rahmen aus gebürstetem Aluminium passt gut zu der matten Zink-Oberfläche an den Seiten, an die er direkt anstößt.

Mit Zink zur Zertifizierung

Die Architekten wählten Zink als Material für die geschlossenen Seitenflächen, da Zink ein natürliches, langlebiges und zu 100% recyclebares Material ist, das gut zur angestrebten Nachhaltigkeits-Zertifizierung für das Gebäude passt. Doch auch die spezielle Anmutung des Materials war ein ausschlaggebendes Argument. Die QUARTZ-ZINC Oberfläche von VMZINC reflektiert das Licht auf eine Weise, die sich subtil dem vorhandenen Tageslicht anpasst. Zudem unterliegt die vorbewitterte Oberfläche nur noch einer geringfügigen Anpassung durch den natürlichen Bewitterungsprozess, so wandelt sie sich parallel zum Alterungsprozess des Gebäudes nur noch leicht in der Anmutung.

Flächenbündig dank Flatlock

Die sorgfältig installierte Zinkbekleidung der Ost- und Westfassaden wurde von Tuschall Engineering, einem Unternehmen aus dem Umland von Chicago, ausgeführt. Die geschlossenen Fassadenseiten umfassen eine Fläche von rund 1.945 m², die mit dem Flatlock-System von VMZINC umgesetzt wurde. Ein leicht geänderte Verlegetechnik für das Großrauten-System wurde an jenen Seiten der Boxen verwendet, die nicht aus dem Turm herauskragen. Im gesamten Bereich kam die Oberflächenvariante QUARTZ-ZINC zum Einsatz.

Die Flatlock Profile sind das bestimmende Element der Seitenfassaden. Ausschlaggebend für die Wahl dieses Systems war die glatte, flächenbündige Oberflächenstruktur, die sich durch eine zurückgesetzte Kantung der Profile ergibt. Im Gesamtbild passt dies gut zu den großen Glasflächen. Die Zink-Profile der Fassade sitzen auf einer vollflächigen Unterkonstruktion und sind mit einer Hinterlüftung ausgestattet.

Die Achsabstände der Flatlock Profile wurden über alle Volumen hinweg in der vertikalen Richtung so abgestimmt, dass sie den Eindruck einer durchgehenden Linienführung erzeugen. Dieser vertikal ausgerichtete Fugenverlauf unterstützt die in die Höhe weisende Gebäudekomposition.

Durch eine unterschiedliche Kantung der Falze entsteht an einigen Stellen eine schuppenförmige Optik, die zu einem stärkeren Schattenwurf und einer Betonung der vertikalen Linien führt

Die Kantung schafft Abwechselung

Auffällig ist, dass die vertikale Linienführung in verschiedenen Bereichen unterschiedlich stark hervortritt. Größtenteils wurden die Flatlock Profile mit zurückgekanteten Falzen so verlegt, wie die Technik auch in Deutschland eingesetzt wird. Dabei entsteht die typische flächenbündige Oberfläche mit gleichmäßigen schmalen Fugen. Einige Bereiche setzen sich allerdings durch ihre stärker betonte vertikale Linienführung ab, hier wurde eine leicht angepasste Technik verwendet. Dabei sind die Falze etwas anders gekantet, so dass sich eine eher schuppenförmige Optik ergibt. Die Falze treten in der Senkrechten aus der Fläche hervor und je nach Stand der Sonne ergibt sich dann ein deutlich ausgeprägterer Schattenwurf. Dieser bringt etwas Abwechselung in die Seitenflächen und verstärkt gleichzeitig, die in die Höhe führende Ausrichtung der Linien noch einmal.

Die Glasflächen einiger Volumen sind von einem Rahmen umgeben, der den Innenraum wie ein Bild erscheinen lässt

Nachhaltiger Austausch

Das David Rubenstein Forum der University of Chicago bringt natürliches Licht sowie Ausblicke auf die umliegende Landschaft in fast jeden Raum und bietet so eine enge Verbindung zu Stadt und Natur als Rahmen für den wissenschaftlichen Austausch. Die aufsehenerregende Gestaltung wird durch strenge Kriterien in Blick auf Energieeffizienz und die Wahl von ökologischen Materialien ergänzt. Dafür wurde das Gebäude mit dem amerikanischen Nachhaltigkeitszertifikat LEED in der zweithöchsten Einstufung Gold für besonders nachhaltiges Design ausgezeichnet.

Guido Wollenberg

Bildrechte: Brett Beyer