Rückzugsort mit Schildkröte

Was macht die Schildkröte auf dem Dach? Diese Frage drängt sich beim Blick auf das indische Wellness- und Naturheilkunde-Zentrum Kshemavana auf. Die reichhaltige Götter- und Glaubenswelt Indiens legt die Vermutung nahe, dass die Antwort auf diese Frage in Mythologie oder Religion zu finden sein könnte. Und tatsächlich, Kurma, die Schildkröte, gilt in Indien als eine der Inkarnationen des Gottes Vishnu. Auf ihrem Rücken hob sie den Weltenberg aus dem Ozean und rettete ihn so vor dem Untergang.

Das Zentrum Kshemavana ist ein Rückzugsort, gewissermaßen ein Gegenpol zum nahegelegenen Bengaluru (Bangalore), einer pulsierenden Metropole mit über 11,4 Millionen Einwohnern. Die Schildkröte mit ihrem harten Panzer und dem weichen Kern steht für Wege, die ins Innere führen, zu dem, was sich unter dem Panzer verbirgt. Sie dient als Symbol für Yoga und Meditation. So kommt Kurma die Ehre zu, als Namensgeberin des auffälligsten Gebäudes im gesamten Komplex zu dienen, der Kurma Yoga Hall.

Im Schutz der Schildkröte treffen sich die Gäste zu Meditation und Yoga

Überragende Schildkröte

Ein massives Dach in der Form eines Schildkrötenpanzers bedeckt die Kurma Yoga Hall. Bekleidet mit Zink, überragt es das gesamte Gelände. Es stellt einen wichtigen Orientierungspunkt für das Zentrum dar, welches sich insgesamt über mehr als 200.000 Quadratmeter Land erstreckt. Der Entwurf für das weitläufige Anwesen und die Kurma Yoga Hall stammt von dem Architekten Mahesh Diophode und dem Designer Ayush Kasliwal vom Designstudio AKFD Studio in Jaipur.

Auch die anderen großen Gebäudekomplexe auf dem Gelände verdanken ihre Namen der indischen Mythologie. Kurma stehen Nandi und Garuda zur Seite.

Meer, Erde und Himmel

Neben der Kurma Yoga Hall greifen auch die weiteren Gebäudekomplexe auf heilige Tiere als Namensgeber zurück. Nandi, der Bulle und Garuda, der Adler vervollständigen das Trio. Gemeinsam repräsentieren sie die Elemente Meer, Erde und Himmel und stellen das Zentrum in einen kosmologischen Kontext. Sie sollen den Gästen helfen, ihre inneren Energien ins Gleichgewicht zu bringen und „Geist und Körper“ zu heilen.

Stille im Tierreich

Das Kurma-Gebäude beherbergt den zentralen Raum für Yoga und Meditation und verfügt darüber hinaus über einen temperaturgeregelten Swimmingpool. Im Nandi-Block finden sich die Speiseräume sowie über 25 Zimmer für Körpertherapie und Massagen. In der Domäne des Garuda finden dann rund 400 Gäste ihre Unterkunft in 86 Zimmern, 30 Luxussuiten und 16 Cottages. Dabei verfolgen die Architekten für das ganze Anwesen eine Designphilosophie von Einfachheit und Stille, welche Ästhetik mit natürlichen Elementen verbindet.

Die unterschiedlichen Oberflächenqualitäten von VMZINC helfen dabei, die typische Struktur eines Schildkrötenpanzers nachzubilden

Ein Zink-Panzer für die Schildkröte

Das einzigartige Dach weist – typisch für einen Schildkrötenpanzer – recht geschwungene Formen auf. Dafür benötigten die Architekten ein System, das sich gut verbinden ließ und im Endergebnis zu einem homogenen Erscheinungsbild führte. Die Antwort fand sich in individuell hergestellten Schindeln aus VMZINC. Entscheidend war hier, dass sich gerade die komplexen Formen des Daches gut mit Zink ausführen ließen. Selbst einzelne Schindeln sind noch verformbar, so dass sich der Panzer von Kurma gut modellieren ließ.

Kurma trägt rot

Die Farbe des Daches, die zugegebenermaßen nicht wirklich die einer Schildkröte ist, wie wir sie kennen, wird zum größten Teil durch die Oberfläche PIGMENTO rot bestimmt. Die Strukturen der einzelnen Panzerplatten werden mit Reihen aus QUARTZ-ZINC und PIGMENTO grün herausgearbeitet.

Die Architekten haben Kurma ein rotes Antlitz verliehen. Mit den VMZINC-Schindeln in PIGMENTO rot fand sich die passende Dachbekleidung.

Noppenbahn gegen stehendes Wasser

Beim Blick auf das Dach fällt allerdings auf, dass einige Bereiche recht flach gehalten sind. Bei einer herkömmlichen Verarbeitungsweise von Schindeln hätte das Gebäude Probleme mit dem Regenschutz bekommen. So wurde die Dachkonstruktion hier entsprechend angepasst. Unter den Zinkschindeln liegt eine Noppenbahn mit mindestens 1 cm hohen Noppen. Diese Noppen verhindern, dass sich eine stehende Wasserschicht bildet, die bis an die Unterseite des Zinks heranreicht. Zusätzlich wurde hier für alle VMZINC-Oberflächen ZINC PLUS eingesetzt, das auf der Unterseite über einen zusätzlichen Korrosionsschutz verfügt.

Gewappnet für den Monsun

Die Noppenbahn liegt auf einem Trapezblech. Erst unter diesem ist die eigentliche wasserführende Schicht in Form einer wasserdichten Abdichtungsmembran angeordnet. Zwischen dieser Membran und dem Trapezblech sorgen Omega-Profile für einen Abstand von mindestens 25 mm. Unter der Abdichtungsmembran für die wasserführende Schicht finden sich dann ein weiteres Trapezblech und darunter noch eine Wärmedämmung, die schließlich durch eine Unterkonstruktion gehalten wird. Diesen recht vielschichtigen Aufbau ihres Panzers sieht man Kurma gar nicht an, doch schließlich sollen die Meditierenden ja auch über die gesamte Monsunzeit im Trockenen sitzen. In der Region Bengaluru dauert diese von Mai bis Oktober.

Unter dem „Panzer“ sorgt eine aufwendige Dachkonstruktion für einen Wetterschutz, der auch dem Monsun widersteht

Guido Wollenberg

Bildrechte: VMZINC / VM BUILDING SOLUTIONS