
Über das rein technisch und funktional Notwendige hinauszugehen, ist ein Ansatz, der in der Architekturgeschichte regelmäßig wiederkehrt. Manche meinen, dass Architektur erst dann beginnt.
Expressive Elemente
Das statisch bedingte und mit zahlreichen bildhauerischen Elementen versehene Strebewerk gotischer Kathedralen fasziniert uns noch heute. Später entwickelte sich im Rokoko eine oftmals überladene Architektur, die dennoch ihre eigene Qualität besitzt. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts bildete sich auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten der Expressionismus heraus. Das Chilehaus in Hamburg ist ein wunderbares Beispiel dieser Epoche und zeugt vom gekonnten Einsatz und Umgang mit den Bekleidungswerkstoffen, in diesem Fall dem Ziegelstein. Auch nach dem Ende dieses Architekturstils blieb die Idee der expressiven Gestaltung von Gebäudehüllen erhalten, man denke nur an das „alles ist wieder möglich“ in der Zeit der Postmoderne.

Handwerkliche Möglichkeiten
Das Material VMZINC lässt sich an Fassaden auf eine durchaus expressive Weise einsetzten. Dies gilt nicht nur für neue industriell gefertigte Systeme, wie Wellprofile mit wechselnder Amplitude oder mit verschiedener Bautiefe gefertigte Kassetten. In der klassischen Klempnertechnik steckt ebenfalls die Möglichkeit, Formen zu variieren, und so lassen sich mit jahrhundertealten Techniken Fassaden errichten, die eine völlig neue Eleganz besitzen. Mit etwas Phantasie benötigt es nur noch einen guten Handwerksbetrieb und fast unendlich viele Kombinationen von Formen lassen sich erzeugen.

So ist die verwendete Handwerkstechnik an einer Garage im Schweizer Montlingen vom Architekten Davide Macullo der seit Jahrhunderten verwendete Stehlfalz, welcher an der Fassade als Winkelstehfalz eingesetzt wird. Die kleinen Abmessungen der einzelnen Elemente in PIGMENTO rot führen aber zu einem völlig ungewohntem, neuen Erscheinungsbild.

Auf den ersten Blick erscheint die Bekleidung in QUARTZ-ZINC am Salle de Prillaz im Schweizer Estevayer-Le-Lac von Lutz Architectes Sàrl ebenfalls wie der bekannt Stehfalz. Nähert man sich dem Gebäude jedoch, erkennt man das geometrische Spiel mit einem Versatz zur primären Ordnung.


Dr.-Ing. Knut König
Bildrechte: Paul Kozlowski und VMZINC