Kind der Liebe in Zink gehüllt

Das kleine Künstleratelier an der schottischen Küste von Kintyre fügt sich unauffällig in die Weite der Landschaft ein. Erst bei näherer Betrachtung treten die eigenwilligen Details in Erscheinung. Die Architekten von Studio Weave aus London beschwören eine mystische Stimmung herauf und nennen ihr Werk prosaisch „ein Kind der Liebe von Fels und Heimat“.

Midden studio, Ecosse (UK)
Was von außen wie zwei Häuser erscheint, entpuppt sich im Inneren als ein durchgehender Raum.

 

Der Name, den die Künstlerin ihrem Atelier gegeben hat, ist weniger prosaisch: Midden Studio. Midden bedeutet so viel wie „Misthaufen“ und verweist auf den Standort des Ateliers. Es erhebt sich auf den alten Mauern einer Einfriedung, die vormals den Mist der nahegelegenen Stallungen aufgenommen hat. Vielleicht hat aber auch ein humorvoller Blick auf das künstlerische Schaffen im Allgemeinen eine kleine Rolle bei der Namensgebung gespielt.

Midden studio, Ecosse (UK)
Das Atelier ragt über die alten Steinwälle hinaus bis über den Fluss. In die Unterseite des Gebäudes ist eine Öffnung integriert.

 

Rau und kantig wie Fels

Das Midden Studio liegt neben einem alten Landhaus, umgeben von großen Felsbrocken aus Granit. Diese Umgebung hat das Architektenteam von Studio Weave zu einem rauen und kantigen Gebäude inspiriert, das wie ein weiterer Felsen aus der Landschaft hervortritt. Eine Außenhaut aus walzblankem Titanzink umschließt das Gebäude von der Fassade bis zum Dach. Alle Zinkprofile sind mit geprägten Kreuzen und Rhomben versehen, die erhaben aus der Fläche hervortreten. Diese ungewöhnliche Detailgestaltung lehnt sich an den Stil einiger italienischer Bauwerke aus der frühen Renaissance an. Gebäude wie der Palazzo dei Diamanti in Ferrara besitzen eine Fassade aus Marmor, dessen einzelne Blöcke in pyramidenförmigen Frontseiten auslaufen. Mit dieser Formgebung wollten die alten Baumeister an geschliffene Diamanten erinnern.

Midden studio, Ecosse (UK)
Der Blick durch die eingelassene Glasplatte soll den künstlerischen Ausdruck inspirieren.

 

Erhabene Prägungen

Formbarkeit und Haltbarkeit des Materials machten Titanzink von VMZINC zur ersten Wahl der Architekten. Die Oberfläche aus walzblankem Zink entwickelt über die Jahre eine ganz eigene Patina, die die Einbindung in die Landschaft sowohl physikalisch als auch optisch weiter vorantreibt. Das Material kann dem rauen Meeresklima lange Zeit trotzen und doch ist es flexibel genug, um erhabene Prägungen aufzunehmen. Midden Studio zeigt, wie weit sich Zinkprofile an individuelle Vorstellungen anpassen lassen.

Midden studio, Ecosse (UK)
In Zink geprägte Rhomben greifen auf Stilmittel der italienischen Frührenaissance zurück. Gleichzeitig bauen sie einen Bezug zu den Wappen der lokalen Grafschaften auf.

 

Impulse aus der Natur

Äußerlich setzt sich das Atelier aus zwei Gebäudekörpern zusammen, doch diese bilden einen einzigen zusammenhängenden Innenraum. Am eindrucksvollsten bringt sich dort eine große Glasscheibe in Stellung, die in die Arbeitsfläche eingelassen ist. Durch sie fällt der Blick auf ein unter dem Atelier durchströmendes Flüsschen. Das gleichmäßige Fließen und die Brandung der Atlantikwellen sind Fixpunkte, die die umgebende Natur zu jeder Sekunde des Tages ins Bewusstsein rufen. Das Studio ist ein Ausdruck der Verbundenheit der Künstlerin mit der Natur ihrer Heimat geworden.

Guido Wollenberg

Bildrechte: Johnny Barrington und VMZINC