vertikal – horizontal – diagonal

bauakademie klein
Berliner Bauakademie, 1836, Architekt: Karl Friedrich Schinkel

Fassaden werden durch Ihre Öffnungen, die verwendeten Materialien und die Fugen dazwischen strukturiert. Über viele Jahrhunderte waren Fensteröffnungen vertikal. Fassaden mit einer vertikalen Strukturierung waren in früheren Epochen bedingt durch die Tragfähigkeit der verwendeten Baustoffe, welche keine allzu breiten Öffnungen zuließ. Dies änderte sich mit der Verwendung von Stahl und Beton. Fensteröffnungen wurden breiter und dies führte in logischer Konsequenz zu Fassaden ohne opaken Teil, ganz aus Glas, ganz aus Öffnung bestehend. Aber auch Glaselemente sind nicht grenzenlos. Die Anordnung der Fugen blieb weiterhin essentiell.
Die heute eingesetzten Baustoffe bieten Architekten ungeahnte Möglichkeiten. Dies bedeutet, es gibt jetzt mehr Antworten auf die Frage wie eine Fassade strukturiert wird.

Orthogonale Rasterung

Southern General Hospital (UK)
Southern General Hospital, Glasgow (UK), Architekten: Boswell Mitchell & Johnston

Die orthogonale Rasterung einer Fassade mag zunächst etwas statisch, für manche vielleicht sogar langweilig erscheinen. Was aber, wenn sich zwei orthogonale Raster überlagern? Auf den ersten Blick ist das Southern General Hospital in Glasgow ein Quader mit teilweise zurückspringendem Sockel. Einfach und ruhig, mit Großrauten in den VMZINC-Oberflächen QUARTZ-ZINC, PIGMENTO blau und PIGMENTO grün bekleidet, welche der Fassade etwas Lebendigkeit geben. Eine gewisse Unruhe bleibt dennoch, denn betrachtet man das Gebäude genauer, fällt auf, dass das Raster der Fenster nicht zu dem der Fassadenbekleidung passt. Der Quader ist leicht gedreht, wobei die Fensteröffnungen exakt waagerecht platziert sind. Das erzeugt auf subtile Weise eine interessante Spannung.

Southern General Hospital (UK)
Southern General Hospital
Fensteröffnungen und Fassadenbekleidung sind leicht verdreht zueinander

Kollision

Was passiert, wenn zwei orthogonale Raster zusammenstoßen? An der Fassade des Gemma Observatoriums in New Hampshire lässt sich dies beobachten. Das kleine Gebäude befindet sich auf einem Hügel und die fast geschlossene Fassade ist mit Großrauten bekleidet. Diese Elemente sind an der Gebäudehülle zu größeren Flächen zusammengefasst, welche nun um jeweils einige Grad verdreht aufeinandertreffen. Ihre Ausrichtung beziehen sie dabei aus den Linien der natürlichen Umgebung und spiegeln diese quasi am Gebäude wieder.

Gemma Observatory, Southern New Hampshire (USA)
Gemma Observatory, Southern New Hampshire (USA), Architekten: Anmahian Winton Architects
Fassadenbekleidung mit Großrauten aus QUARTZ-ZINC

Diagonaler Kontrast

Die vermeintliche Ruhe eines orthogonalen Fassadenrasters lässt sich auch anders stören: mit Diagonalen. Dass dies zu interessanten Ergebnissen führen kann, zeigt ein Krankenhaus im französischen Riom es Montagne. Die Fassade besteht aus Steckfalzpaneelen in PIGMENTO rot, welche zum Teil perforiert sind und so als Sicht-  und Sonnenschutz für die dahinterliegenden Räume dienen. Unterbrochen wird dies durch diagonal verlaufende Schattenfugen, welche mittels einfacher Zinkprofile ausgeführt wurden.

Maison de la Gentiane, Maison de santé, Riom es Montagne (France)
Maison de santé, Riom es Montagne (Frankreich), Architekten: Trinh et Laudat

Dr.-Ing. Knut König

Bildrechte: Paul Kozlowski, gilbertson photography und VMZINC