Ein Licht in der Dunkelheit

Sakralbauten weisen den Weg zu einer höheren Wirklichkeit. Mit einem Schritt tritt der Mensch aus der profanen Welt hinein in den heiligen Raum. Besonders katholische Kirchbauten beeindrucken den Gläubigen dabei gerne mit einer überwältigenden Architektur als Symbol für die Macht Gottes. Die kleine Kapelle Nossa Senhora de Fátima ist anders. Sie wurde von Plano Humano Arquitectos aus Lissabon für eine landesweite Zusammenkunft von über 20.000 portugiesischen Pfadfindern entworfen. Das Gelände liegt in einem kargen, menschenleeren Hochland, nahe der Kleinstadt Idanha-a-Nova.

Chapelle Nossa Senhora de Fátima, Idanha-a-Nova (Portugal)
Tempel ohne Tore: Die Kapelle Nossa Senhora de Fátima steht weit offen.

Mehr als nur ein Dach über dem Kopf

Reduziert auf ihre elementarste Funktion stellt die Kapelle den Pfadfindern scheinbar nur ein Dach über dem Kopf zur Verfügung. Es gibt keine Wände, nur ein Steildach, dessen zwei Dachflächen sich bis zur Erde hinunterziehen. Front- und Rückseite bieten freien Einlass. Doch die Einfachheit trügt, die Kapelle entfaltet einen starken Zauber. Plano Humano Arquitectos nutzen die Leichtigkeit und Nüchternheit des Bauwerks, um das Lagerleben unter freiem Himmel zu beschwören. Die Kapelle wirkt wie ein Zelt, das immer offensteht und die Besucher willkommen heißt.

Chapelle Nossa Senhora de Fátima, Idanha-a-Nova (Portugal)
Die VMZINC-Oberfläche tritt mit einbrechender Dunkelheit immer mehr in den Hintergrund.

ANTHRA-ZINC verschmilzt mit der Nacht

Der Innenraum der Kapelle besteht aus einem warmen Holz und passt dadurch gut zum Lebensgefühl in einem Pfadfinderlager. Die Abdeckung der Kapelle wird von 12 Holzbalken getragen (eine Anspielung auf die 12 Apostel). Die Dachseiten sind in der dunklen VMZINC-Oberfläche ANTHRA-ZINC ausgeführt. Besonders eindrucksvoll erweist sich diese Kombination aus Holz und Zink, wenn die Nacht über das Hochland von Idanha-a-Nova hereinbricht. Das helle Innere schickt seine Einladung wie ein Lagerfeuer in die Landschaft hinaus, während die dunklen Dachflächen fast mit der Umgebung zu verschmelzen scheinen. So entsteht ein Tor aus Licht, das den Weg in eine andere Welt weisen will.

Die Architekten wählten die vorbewitterte Oberfläche von VMZINC nicht nur wegen ihrer verlässlichen Dichtheit und guten Verarbeitungsmöglichkeiten, sondern besonders aufgrund des Gefühls von Schutz, den dieses Material vermittelt.

Chapelle Nossa Senhora de Fátima, Idanha-a-Nova (Portugal)
Trotz aller Offenheit vermittelt die Kapelle den Besuchern ein Gefühl von Sicherheit.

Allzeit bereit

Auch tagsüber entfaltet sich die Zeichensprache der Kapelle. In der Morgendämmerung erleuchtet zunächst die aufgehende Sonne den Innenraum. Um dies zu ermöglichen, wurde das Gebäude von West nach Ost ausgerichtet. Später am Tage treten dann die spitzen Kanten aus Zink klar gegen den Himmel hervor. Ihre Formgebung spielt auf das Halstuch der Pfadfinder an, dem Symbol für das Gelübde und die Verbundenheit mit der Bewegung.

Chapelle Nossa Senhora de Fátima, Idanha-a-Nova (Portugal)
Es muss nicht immer eine Kathedrale sein.

Guido Wollenberg

Bildrechte: João Morgado – Architectural Photography