Kleiderwahl Teil 3

Crystal-Palace klein
Crystal Palace, London, 1851, Architekt: Joseph Paxton

Beim Crystal Palace in London setzt sich das modulare Raster der Fassade im glasgedeckten Tonnendach fort. Es entsteht ein für das Auge des Betrachters logischer Rhythmus, der die gesamte Gebäudehülle zu einer Einheit werden lässt. Ob aus funktionalen oder ästhetischen Gründen, manchmal erfordert der Entwurf eines Gebäudes die gleichen Strukturen an Dach und Fassade.

In unserem Text Kleiderwahl Teil 1 haben wir bereits die Gemeinsamkeiten beleuchtet, die einheitliche Kleidungsstücke und die Verwendung nur eines Materials an der gesamten Gebäudehülle miteinander teilen. Bleiben wir in dieser Analogie, haben das Sakko und die Hose eines Herrenanzugs das gleiche Muster. Es lohnt sich nun, etwas in die Tiefe zu gehen und nach Rhythmus und Strukturen zu suchen, welche sich vom First bis zum Fassadenfußpunkt fortsetzen.

Centre des congrés Haute Saintonge
Kongresszentrum Haute Saintonge, Frankreich, Architekten: Tetrarc
Die gleiche Struktur an Dach und Fassade vereinheitlicht den Baukörper.

Nadelstreifen

Anzüge sind aus dem gleichen Obermaterial, mit gleicher Farbe und gleichem Muster. Manchmal muss auch die Gebäudehülle aus einem Guss sein. Formen, Strukturen und Farben sollen übereinstimmen und dem Volumen durch ihre Einheitlichkeit Kraft verleihen. VMZINC ist ein Material, welches sich gleichermaßen an Dach und Fassaden verwenden lässt. Alle verschiedenen Oberflächen sind für diese Einsatzgebiete geeignet. Jedoch sind nicht alle Fassadentechniken ohne weiteres auch für Bedachungen geeignet. Solche einheitlichen Techniken sind aber notwendig, will man Strukturen über die gesamte Gebäudehülle laufen lassen.

Incubateur créatif agricole Farmville, Paredes (Portugal)
Landwirtschaftliche Gebäude in Paredes, Portugal, Architekten: AND-RE – Bruno André und Francisco Salgado Ré
Die Linien der Stehfalze in QUARTZ-ZINC verlaufen vom Dachfirst bis zum Fußpunkt der Fassade.

 

Eine anwendbare Technik ist die klassische Stehfalztechnik. Ihre Linienführung ermöglicht einen nahtlosen Übergang von geneigt zu vertikal. Das gleiche Muster wird fortgesetzt wie bei den Nadelstreifen eines Anzugs.

Wellenstruktur

Whisstocks, Suffolk (UK)
Wellprofile an Dach und Fassade in Suffolk, Großbritannien, Architekten: Feilden & Mawson
Eine Linienführung über die gesamte Gebäudehülle.

Der industrielle Charakter von Wellprofilen passt nicht zu jedem Bauvorhaben. Sie verdienen dennoch etwas Aufmerksamkeit, denn sie können sowohl als Fassadenbekleidung als auch für Bedachungen eingesetzt werden. Im Vergleich zur Stehfalzdeckung besitzen Wellprofile eine viel feinere Struktur, welche bereits in kurzer Entfernung vom Gebäude schon nicht mehr in allen Details zu erkennen ist. Was für das Auge bleibt, ist eine einheitlich gegliederte Gebäudehülle.

Whisstocks, Suffolk (UK)
Gebäude in Suffolk, Details verschwinden, aber die feine Linienstruktur ist aus der Ferne noch erkennbar.

Noch etwas extravaganter?

Das Ganze lässt sich mit geprägten Blechen noch steigern. Hiermit werden nicht nur Linien, sondern einzelne Formen aneinandergereiht und ergeben eine neue Struktur. Am Midden Studio in Schottland wurden die Stehfalzscharen vor ihrer Verlegung geprägt. Das so geschaffene Modulsystem erstreckt sich über die gesamte Gebäudehülle und strukturiert diese. Die Analogie zu den großkarierten Anzügen, welche vor einiger Zeit in Mode waren, kommt einem in den Sinn.

Midden studio, Ecosse (UK)
Midden Studio in Schottland, Architekt: Studio Weave
Die geprägten Module in den Zinkscharen gliedern Dach und Fassade.

Dr.-Ing. Knut König

Bildrechte: Paul Kozlowski, Ricardo Oliveira Alves und VMZINC