Menschen mit einer lebensbedrohlichen Krankheit erleben den Gang zum Arzt oft als einen Weg ins Ungewisse – voll von Angst und Hoffnung. Alles, was diesen Gang erträglicher und klarer werden lässt, ist eine Hilfe für die Betroffenen. Selbst das Praxisgebäude kann im Rahmen der Umstände seinen Teil dazu beitragen, beispielsweise indem es Besucher durch seine Gestaltung willkommen heißt und ihnen einen Ort anbietet, an dem sie sich geborgen fühlen können.
Mit diesem Gedanken im Sinn haben zwei Ärztinnen aus Magdeburg den Architekten Bjørn Hoffmann beauftragt, eine Klinik für Strahlentherapie zur Behandlung von schweren Krebserkrankungen zu bauen. Die alte Praxis der beiden Radioonkologinnen bot nicht mehr genügend Raum für ihre vielen Patientinnen und Patienten. Die Ärztinnen planten zudem, zusätzliche und modernere Geräte anzuschaffen und ihr Team von 15 auf 21 Mitarbeiter zu erweitern.

Markante Gebäudeteilung
Das neue Praxisgebäude findet sich in einem sehr heterogenen Umfeld aus mehrstöckigen Wohngebäuden und kleinen Einfamilienhäusern. In einer geschwungenen Linie zieht es sich von der Straße zurück und schafft einen geborgen liegenden, anziehenden Eingangsbereich mit runden Formen. Das komplette Gebäude ist in eine Außenhülle aus VMZINC in der Oberflächenqualität QUARTZ-ZINC gehüllt. Markant ist die Teilung des Gebäudes. An den beiden Enden finden sich fensterlose Bereiche für die radiologische Behandlung. Diese „Behandlungsbunker“ sollen die Außenwelt und die restliche Praxis gut vor der Strahlung im Inneren abschirmen. Großzügige Fensterflächen auf Vorder- und Rückseite des mittleren Gebäudeteils schaffen einen optischen Ausgleich zu diesen massiven Blöcken. Sie lassen das Tageslicht in die Innenräume fließen.

Dreidimensional aufgelockert
Die Fassade des Gebäudes zeigt viele gleichmäßig und sauber ausgeführte Rundungen und legt Zeugnis dafür ab, dass sich solche Formen sehr gut mit Zink gestalten lassen. Eingesetzt wurden hier Steckfalzpaneele, die von der Peter Ness Bauklempnerei aus Berlin in Handarbeit angepasst wurden. Das Auffallendste sind allerdings die dreidimensionalen Strukturen, die die Außenhülle der beiden massiven Behandlungsbunker auflockern. Sie entstehen aus horizontalen Bändern, die von normalen geschlossenen Paneele in mehrfach gefalzte Elemente übergehen, um schließlich in lamellenförmigen Paneelen auszulaufen. Zwischen diesen dreidimensional hervortretenden Strukturen verläuft jeweils eine flache, sich verjüngende Bahn von VMZINC-Steckfalzpaneelen in der kontrastierenden Oberfläche PIGMENTO blau. Insgesamt ergibt sich dadurch eine Linienführung, die wie mit Pfeilen auf den Eingang zuzustreben scheint und dem Besucher quasi den Weg weist.

Software trifft auf Kunsthandwerk
Architekt Bjørn Hoffmann setzte auf Softwareunterstützung, um die Fassade mit ihren Rundungen und unterschiedlich gefalzten Elemente zu entwerfen. Ein speziell auf solche Anwendungen ausgelegtes Programm ermöglichte es ihm, verschiedene Varianten vorab am Bildschirm zu begutachten und die Umsetzbarkeit gemeinsam mit der Bauklempnerei zu bewerten.
Neben einem aufsehenerregenden Entwurf und der Unterstützung durch digitale Werkzeuge darf aber nicht übersehen werden, dass für die Umsetzung auch eine meisterhafte kunsthandwerkliche Ausführung erforderlich war. Eine entsprechende Kenntnis im Umgang mit dem Material Zink seitens der Firma Ness war eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Projekts. So ist das Zusammenspiel von digitaler und analoger Welt zum Markenzeichen für die neue Klinik für Strahlentherapie in Magdeburg geworden. VMZINC hat sich als perfektes Material erwiesen, um moderne Technik und Kunsthandwerk in einem zeitgemäßen Gebäude zu vereinen.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Paul Kozlowski und VMZINC