In unserem Beitrag Bedachung mit Struktur hatten wir bereits kurz die Entstehung der Leistendeckung beleuchtet. Es lohnt durchaus, hier anzusetzen und den Einsatz dieser Bedachungstechnik anhand der Pariser Dächer zu betrachten.

Die Dächer der Stadt Paris stellen in Bezug auf den Werkstoff Zink eine Besonderheit dar. In keiner anderen Stadt wurde das Material in so großem Umfang eingesetzt. Es ist ein wichtiger Teil der das Stadtbild prägenden Pariser Dächer. Diese sind fast durchgehend Mansarddächer, wofür es einen einfachen Grund gibt. In der Stadt Paris herrschte wohl zu allen Zeiten ein Wohnungsmangel, die Nutzung des Dachraums war also eine Notwendigkeit. Dieser lässt sich am besten nutzen, wenn man ein Dach mit geknickten Dachflächen wählt. Und noch besser lässt sich der Raum unter dem Dach nutzen, wenn der steile Teil dabei sehr steil und der Flache sehr flach ist.

Stadtumbau im 19. Jahrhundert
Im Zuge der Stadtumgestaltung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sehr viele Häuser und damit auch Dächer neu errichtet. Für den steilen, sichtbaren Teil der Bedachung wählte man oft Schiefer, ein Material, das bereits auf den herrschaftlichen Hôtels der Stadt Verwendung fand und farblich sehr gut mit den Natursteinfassaden harmonierte. Eine wirklich flache Dachneigung konnte zu dieser Zeit nur mit Metalleindeckungen verwirklicht werden. Hier bot sich, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen, das verhältnismäßig neue Material Zink an, für das es seit Mitte des Jahrhunderts mit der Leistendeckung auch eine Bedachungstechnik gab, die eine dauerhafte Eindeckung garantierte.
Die Firma Vieille Montagne, die heute ein Teil von VM Building Solutions ist, war zu dieser Zeit einer der Hauptlieferanten für die Zinkbleche der Pariser Dächer. Aus den Anfangsbuchstaben V und M wurde in Verbindung mit dem Material Zink der Name für die Marke VMZINC.

Vogelperspektive
Interessant ist, dass die Zinkbedachungen im flachgeneigten Teil der Dächer von der Straße oft gar nicht richtig zu erkennen sind. Befindet man sich aber auf einem erhöhten Standpunkt, kippt plötzlich das ganze Bild und ein Meer aus Zinkdächern wird sichtbar. Bei einer einheitlichen Traufhöhe und Dachform entsteht so ein unverwechselbares Stadtbild. Hierzu trägt das Material Zink mit seiner Farbe und der Struktur der Leistendeckung entscheidend bei.

Dr.-Ing. Knut König
Bildrechte: Paul Kozlowski, shutterstock, VMZINC