Manta-Rochen gehören zu den spektakulärsten Bewohnern der Ozeane. Mit riesigen Flügeln ausgestattet, gleiten sie eher durchs Wasser, als zu schwimmen. Die Architekten von Fereday Pollard aus London ließen sich von der beeindruckenden Silhouette der Meeresbewohner inspirieren, als sie sich an den Entwurf der Abbey Wood Station machten.
Der Bahnhof ist Teil des Londoner Crossrail-Bauvorhabens, derzeit eines der größten Bahnverkehrsprojekte in Europa. Die 40 Stationen umfassende Route der Elizabeth-Linie, benannt nach der britischen Monarchin, verläuft teils unter dem Herzen der Hauptstadt hindurch und teils oberirdisch. Die Gleise gabeln sich jeweils an den Enden der Linie im Westen und Osten von London. Einer der vier Endpunkte ist Abbey Wood im Osten der Hauptstadt. Die neue Linie wird die Reisezeiten zu vielen Zielen im Zentrum und im Westen Londons halbieren. Zu Stoßzeiten sollen die Züge alle 5 Minuten fahren und pro Tag rund 52.000 Passagiere befördern.

Vorbild aus der Meerestiefe
Die Architekten von Fereday Pollard entschieden sich, den oberirdischen Haltepunkt nicht in einer typisch kastenförmigen Bahnhofsform zu bauen. Diese hätte die bestehenden Licht- und Sichtlinien stärker beeinträchtigt und sich negativ auf benachbarte Gebäude ausgewirkt. Das Vorbild der neuen Bahnstation tritt besonders zutage, wenn man die fließenden, organischen Formen des geschwungenen Zinkdachs von einem erhöhten Standpunkt betrachtet: die „Flügel“ wölben sich, als wäre der Manta gewillt, sich gemeinsam mit den Zügen auf den Weg zu machen. Die relativ geringe Gebäudehöhe bringt diese Dachgestaltung besonders zur Geltung. Auch die Treppen zu den Bahnsteigen werden von Dachflächen aus Zink geschützt. Wie Endflossen laufen sie langsam nach unten aus, um dort schließlich von einer Bahnsteigüberdachung abgelöst zu werden.

Geometrie mit Schwung
Das Dach und die Dachausläufer besitzen eine Oberfläche aus vorbewittertem QUARTZ-ZINC von VMZINC. Mit dieser Zink-Oberfläche sind auch die auskragenden Unterseiten des Dachs eingedeckt, die Haupteingang und Treppen vor Regen schützen. Das Dach mit einer Gesamtfläche von rund 1.600 m² ist beidseitig in der Stehfalzdeckung ausgeführt, so dass besonders auf der Oberseite im Zusammenspiel mit der komplexen Geometrie sehr interessante Muster entstehen. Breite innenliegende Dachrinnen teilen die Dachflächen optisch auf. Die in unterschiedlichen Winkeln geschwungenen Flächen der Abbey Wood Station erforderten eine präzise Verarbeitung vom Dachbau-Unternehmen Roles Broderick Roofing Ltd aus Chobham.

Zink mit Pluspunkten
Für die Dacheindeckung wählten die Architekten VMZINC in der Qualität QUARTZ-ZINC Plus. ZINC Plus ist eine Lösung, die sich speziell für flachgeneigte Dächer anbietet. Die Bezeichnung Plus steht bei VMZINC für einen patentierten, unterseitigen Schutz des Zinks. Diese Beschichtung besteht aus einer hochwertigen Polyurethan/Polyamid-Verbindung. Durch den Zusatz von Korrosionshemmstoffen in der Grundierung wird ein Höchstmaß an Korrosionsschutz erreicht.
Neue Schubkraft für Londons Osten
Schon bei der Planung des Bahnhofs spielte der Wunsch eine Rolle, einen Katalysator für die weitere Entwicklung Abbey Woods bereitzustellen. Mit der aufsehenerregenden Dachform wurde ein lebendiger architektonischer Schwerpunkt für den Londoner Vorort geschaffen. Sogar angrenzende Bezirke haben schon bekundet, die Anziehungskraft des neuen Bahnhofs zu nutzen, um die eigene Stadtentwicklung voranzutreiben. Ein bisschen Geduld ist aber noch gefragt, denn auch wenn die meisten Bahnhöfe und Tunnel der Elizabeth-Linie im Laufe des Jahres 2019 fertiggestellt wurden, die Inbetriebnahme der Strecke ist erst für 2021 vorgesehen.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Paul Kozlowski und VMZINC