Das prägende Erlebnis

Gebäude lassen sich aus verschiedenen Entfernungen betrachten. Nähern wir uns einem Bauwerk, so geben uns verschiedene Maßstäbe unterschiedliche Informationen. Sie lassen uns Dinge entdecken, zuvor Bekanntes neu interpretieren. Da ist zunächst das Gebäude als Ganzes. Es reagiert auf seine Umgebung durch seine Form, seine Farbe, seine Materialität. Nähern wir uns weiter, werden immer mehr Details sichtbar, schließlich treten feinste Muster und Strukturen hervor. Stehen wir direkt vor einer Wand können wir dann beispielsweise die Maserung von Hölzern oder von Natursteinen erkennen.

Holzmaserung klein

Zwischen diesen beiden Extremen gibt es Abstufungen. Ein Beispiel hierfür sind die Reliefs an alten Kirchen und Tempeln. Sie sind keine freistehenden Skulpturen, aber mehr als die Struktur des Materials und beeinflussen unsere Wahrnehmung eines Gebäudes.

Innen und Außen

Ramada Hotel, Hamburg (Allemagne)
Fast noch kein Relief, aber bereits mehr als die eigentliche Oberfläche PIGMENTO grün. Für eine Anwendung im Innenraum der richtige Maßstab: Kassetten in der Lobby des Ramada Hotels in Hamburg, Architekten: Störmer Murphy and Partners, Brandherm + Kumrey

Reliefs lassen sich auch auf Metalloberflächen prägen. Der Werkstoff VMZINC bietet sich hierfür mit seiner Vielzahl an natürlichen Oberflächen an. Eine Anwendung im Innenraum ist dabei genauso möglich wie die Verwendung geprägter Bleche an Dach und Fassade. Aber auch hier gilt es, den Maßstab zu beachten. Im Innenraum ist der Betrachter in der Regel näher an den Wänden, daher lassen sich auch kleinere Strukturen erkennen. Im Außenbereich sollten die Formen entsprechend größer gewählt werden.

Kombinationen

 

Passerelle, Foncine-le-Haut (France)
VMZINC geprägt in Schindeloptik. Aus vielen kleinen Elementen ergibt sich eine neue Struktur.

Zahlreiche Kombinationen sind mit der Technik des Prägens möglich. Die gleichen Muster auf verformten Elementen lassen sich aneinanderreihen, und so entsteht eine geordnete größere Struktur, welche sich über die gesamte Fassade erstecken kann. Dabei ist es möglich, die einzelnen Elemente so zu verlegen, dass sie für das Auge fugenlos aneinanderschließen.

Passerelle, Foncine-le-Haut (France)
Die Elemente aus geprägten Schindeln erstrecken sich über beide Seiten einer Fußgängerbrücke in Foncine-le-Haut (Frankreich), Architekt: Michel Morel.

Aber auch komplexere Motive lassen sich miteinander verbinden und schaffen so ein neues Erlebnis für den Betrachter. Wir haben hierüber bereits in unserem Beitrag zum Künstleratelier an der schottischen Küste von Kintyre berichtet. Ein weiteres Beispiel befindet sich in der Schweiz.

-Hangar à bateaux, Männedorf, Zürich (Suisse)
Geprägte Bleche mit verschiedenen Motiven an einem Bootshaus in Zürich

Genau wie in Schottland wurden die geprägten Bleche zu Scharen verarbeitet und für die Bedachung und Fassadenbekleidung verwendet. Sie sind in Stehfalztechnik aneinandergefügt. Eine Technik, welche den Prägungen eine zusätzliche Struktur hinzufügt und diese ergänzt.

-Hangar à bateaux, Männedorf, Zürich (Suisse)
Anwendung der geprägten Bleche an Dach und Fassade bei dem kleinen Bootshaus in Zürich, Architekten: Dutli und Sigrist Architektur

Nehmen wir die verschiedenen Maßstäbe, in denen wir Gebäude betrachten, so gibt es nun zwischen seiner Form als Ganzes und der Struktur der Oberfläche im Detail ein weiteres Gestaltungsmerkmal und dieses ist prägend für das Gebäude.

Dr.-Ing. Knut König

Bildrechte: M. Pidu Russek, Paul Kozlowski und VMZINC