Die Charterhouse School gehört zu den wichtigsten privaten Bildungseinrichtungen Großbritanniens. Ursprünglich 1611 gegründet, wurde sie später von London in das weiter südwestlich gelegene Godalming verlegt. Im neogotischen Stil entstand auf einem Hügel oberhalb der Stadt ein Gebäudeensemble, das den Prototyp einer altehrwürdigen englischen Privatschule darstellt und problemlos als Schauplatz für einschlägige TV-Serien herhalten könnte: ein vielfach verzweigter Gebäudekomplex mit Türmen, verschachtelten Dächern und vielen Schornsteinen.
Zeitgemäße Neogotik
Mit Hilfe einer modernen Lernumgebung wollte die Schulleitung die akademische Führungsposition des Instituts in die Zukunft überführen. Neue Gebäude für Naturwissenschaften und Mathematik sollten sowohl die Zusammenarbeit zwischen den Fächern als auch die Arbeitsmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Fachgebiete verbessern.
In einem Wettbewerb für den Entwurf des neuen Gebäudebereichs konnte sich das Architekturbüro Design Engine durchsetzen. Die Lösung der Architekten greift den neogotischen Geist des alten Bauwerks auf und überführt ihn in eine Erweiterung, die gleichzeitig die Vergangenheit respektiert und die Möglichkeiten der Zukunft aufzeigt.

Kontrollierte Versuchsumgebung
Der neue Bereich, ein zweigeschossiges mit Ziegeln bekleidetes Gebäude, liegt am nordöstlichen Rand des Geländes. Die relativ flachen Dächer steigen zur Außenseite des Komplexes hin steil an und laufen in drei Kaminen aus. Dabei erfüllen diese hochgezogenen Dächer und Kamine nicht nur eine ästhetische Aufgabe. Sie dienen als Belüftungsschächte für die darunterliegenden Chemielabore und bieten Platz für großzügig gestaltete Fensterflächen, die viel Licht in die Klassenräume lassen. Jedes Labor verfügt über zwei Abzüge, die eine mit Chemikalien angereicherte Luft gefahrlos ableiten können.

Theorie und Praxis
Das neue Gebäude umfasst unter anderem sieben Chemielabore und fünf Mathematik-Unterrichtsräume. Mit einer Fläche von 110 m² sind die einzelnen Labore ungewöhnlich groß und kombinieren einen normalen Unterrichtsraum mit Bereichen für Experimente, die den Schülern Wasser- und Gasanschlüsse zur Verfügung stellen. Praxis und Theorie werden miteinander verzahnt. Dabei sind die Räume so angelegt, dass sie bei Bedarf problemlos für andere naturwissenschaftliche Fächer umgewidmet werden können.
PIGMENTO zeigt Farbe
Ein Wunsch der Schule an die Architekten war es, eine Flachdachkonstruktion zu vermeiden. Dieser Wunsch öffnete das Tor für ein geneigtes Dach mit VMZINC. Das gesamte Dach wurde in Stehfalztechnik ausgeführt und mit einer Oberfläche in PIGMENTO braun eingedeckt. Auch die Dachrinnen und Fallrohre bestehen aus diesem Material und tragen so zu einem einheitlichen Bild bei. Dabei passt der subtile Braunton des VMZINC-Daches sehr gut zu den bestehenden Ziegeldächern, deren Farbton nach vielen Jahrzehnten Bewitterung ebenfalls stark ins Braune hineinreicht.

Qualität und Langlebigkeit verbinden Schule und Zink
Zink als Bedachungsmaterial machte hier das Rennen, weil sowohl die Schulleitung als auch die Architekten das Material mit hoher Qualität und Langlebigkeit verknüpfen – Merkmale, die sich auch in den Zielsetzungen der Schule wiederfinden. Mit den Arbeiten rund um die Zinkdächer wurde Salmon Solutions aus dem nahegelegenen Ottershaw beauftragt. Insgesamt verbaute die Firma rund 1.200 m² PIGMENTO-Oberfläche, hauptsächlich für das Dach sowie einige Fassadenbereiche.
Genau gefalzt
Was die Aufgabe für Salmon Solutions besonders anspruchsvoll machte, war der Anspruch der Architekten, die Stehfalze der Zinkdächer, soweit möglich, entweder an anderen Dachbereichen oder an den Fugenverläufen der Ziegelfassade auszurichten. Das erforderte eine sorgfältige Planung der unterschiedlichen Dachflächen. Selbst die Rinnen für die Dachentwässerung wurden so zugeschnitten, dass ihre Stoßstellen mit den darunterliegenden Mauerwerksfugen übereinstimmen.
Auch das Erscheinungsbild der VMZINC-Dachrinnen und -Fallrohre ist maßgeschneidert. Die Fallrohre besitzen eine rechteckige Form und sind in rechteckige Mauerwerksfugen eingelassen, so dass sie nicht aus der Fassade hervorstehen. Eine gerade Zinkbekleidung, die in einer Ebene mit der Fassade verläuft, verbirgt die Dachrinne vor Blicken. Sie liegt hinter der Traufe innerhalb des Daches, ist nach oben geöffnet und frei zugänglich. Regelmäßige Besuche des VMZINC-Teams vor Ort unterstützten Salmon Solutions bei der fachgerechten Umsetzung dieser vielen nicht alltäglichen Details.

Im Dialog
Die neuen Gebäudeteile der Charterhouse School sind eine erfrischende Ergänzung der historischen Architektur. Sie treten in einen Dialog, der das Alte achtet, ohne die eigenen zeitgemäßen Wurzeln zu verleugnen. Von der Schule gab es schon positive Rückmeldungen für das Design Engine Team. Sowohl die Architektur als auch die Art, wie in den neuen Räumen unterrichtet werden kann, haben großen Anklang gefunden. Das neue Science and Mathematics Center der Charterhouse School ist ein gutes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit von Zink, das genauso gut mit modernen architektonischen Ansätzen kombiniert werden kann, wie mit einer Baukunst, die sich an altehrwürdigen historischen Gebäuden orientiert.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Paul Kozlowski