Geht das überhaupt?

Viele Baustoffe werden meist als flächige Elemente verwendet. Sie zu runden, ist manchmal sehr aufwendig und damit kostenintensiv. So sind beispielsweise gerundete Glasscheiben sehr selten. Rundungen mit Glas sind in Ihrer Herstellung anspruchsvoll, und bei größeren Radien lässt sich auch gut mit Segmentierungen arbeiten. Aber eine abgerundete Gebäudeecke, an der sich Fenster befinden, wird erst durch diese gerundeten Scheiben perfekt. Einen sehr schönen Beweis hierfür liefert das Shell-Haus in Berlin am Landwehrkanal.

Shell-Haus, Berlin 1930 bis 1932; Architekt: Emil Fahrenkamp
Die Fassade springt mehrfach entlang des Landwehrkanals zurück. In den gerundeten Ecken sind jeweils auch gerundete Scheiben platziert.

Gerundete Gebäudeecken sind bei Fassadenbekleidungen aus Metall nichts Außergewöhnliches. Sie sind vergleichsweise einfach auszuführen, und so lässt sich auch der Werkstoff VMZINC an verschiedene Fassadenformen anpassen. In Verbindung mit dem relativ weichen Material Zink bieten sich Stehfalzdeckungen oder Rautenbekleidungen an. In unserem letzten Blogeintrag haben wir am Beispiel einer Schule in Sotto il Monte Giovanni XXIII diese Möglichkeiten aufgezeigt.

28 Elsdale Street, London (Großbritannien), Architekten: GDAP London

Runde Ecken

Komplizierter wird es hingegen bei Bekleidungselementen, die eine gewisse Bautiefe haben. Je größer diese Bautiefe, desto komplizierter wird das Anfertigen eines gerundeten Elements. Die Seiten des Elements werden beim Rundungsvorgang gestreckt oder gestaucht und dies erfordert besondere Fähigkeiten. Man muss sich hierfür nur vorstellen, ein Blatt Papier mehrfach zu falten und es dann in Richtung der Falten biegen zu wollen. Ohne unschöne Falten zu erzeugen, ist dies fast unmöglich.

Und so kommen wir zur Frage: Geht das überhaupt? Die Antwort ist ja, denn das Material Zink bietet gute Voraussetzungen für diese Art der Verformung. Man kann es bis zu einem gewissen Grad strecken und so an Rundungen in der Gebäudehülle anpassen.

28 Elsdale Street, London (Großbritannien)
Die Wellprofile aus ANTHRA-ZINC sind gerundet und zum Teil perforiert.

In vertikaler Verlegerichtung ist es bei Wellprofilen recht einfach eine gerundete Gebäudeecke zu bekleiden. Hier gibt es keine seitlichen Kanten und so lassen sich die Profile problemlos auch an sehr geringe Radien anpassen. Aufwendiger wird dies bei einer horizontalen Anwendung. Aber die Mühe lohnt, denn das Resultat überzeugt.

Gerundete Wellprofile aus PIGMENTO braun am Firmensitz von ABB in Bergamo (Italien), Architekt: Alberto Bertasa

Erhöhter Schwierigkeitsgrad

Auch mit Steckfalzpaneelen oder Kassetten sind gerundete Ecken ausführbar. Die Bautiefe dieser Elemente übertrifft meist noch die von Wellprofilen. Die Ausführung ist aufwendig, aber auch hiermit sind Rundungen möglich, ohne auf Segmentierungen der einzelnen Elemente zurückgreifen zu müssen. Das gelungene Detail erfreut am Ende das Auge des Betrachters.

Clyde Quay Wharf Apartments, Wellington (Neuseeland), Architekt: Athfield Architects

Dr.-Ing. Knut König

Bildrechte: Paul Kozlowski, Pier Mario Ruggeri und VMZINC