Manhattans Gusseisen-Architektur als Vorbild

Viele Projekte, die Zink als Bekleidungsmaterial für die Außenhülle einsetzen, beziehen ihren Charme aus der Gegenüberstellung des Werkstoffs mit anderen Baumaterialien wie Glas, Holz oder Ziegel. Seltener kommt es vor, dass mit Zink die Anmutung eines anderen Materials explizit nachgebildet wird. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür gibt es in der Stadt Morristown, 50 Kilometer westlich von New York. Hier hat das Architekturbüro Marchetto Higgins Stieve Architects für das Wohngebäude „The Metropolitan Lofts“ eine Zinkfassade entworfen, welche sich die Gusseisen-Architektur zum Vorbild nimmt, die im Manhattan des 19. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebte.

Marchetto Higgins Stieve Architects haben das Wohngebäude im Sinne der Manhattaner Architektur des 19. Jahrhunderts entworfen.

Fassaden aus Gusseisen: dekorativ bei geringen Kosten

Damals entstanden in den Straßen der Stadtteile SoHo und Tribeca eine ganze Reihe solcher Cast-Iron-Gebäude als Produktions- und Lagerstätten der Textilindustrie. Die neuen Bauwerke profitierten von der gerade entwickelten Bauweise mit Gusseisen, einem günstigen Material mit guter Formbarkeit. Es konnte in eine Vielzahl von Formen gegossen werden und ermöglichte dabei kunstvolle Ausarbeitungen. So ließen sich dekorative Fassaden bauen, die in der Herstellung weitaus günstiger waren als Steinfassaden. Mit einem entsprechenden Anstrich erzielten sie jedoch eine ähnliche Anmutung. Viele kunstvolle Gebäudefronten griffen dank der neuen Möglichkeiten Elemente französischer und italienischer Barock- und Renaissance-Bauten auf.

Die Außenhülle aus Zink zitiert das Erscheinungsbild einer Gusseisen-Fassade.

Ende des Booms

Bald zeigten sich allerdings die Nachteile von Gusseisen, zu denen nicht zuletzt Rostanfälligkeit und geringe Feuerwiderstandsfähigkeit zählten. Als neue Bauvorschriften Ende des 19. Jahrhunderts deswegen verlangten, Gusseisen-Fassaden mit festem Mauerwerk zu hinterbauen, verringerten sich die finanziellen Vorteile und der Gusseisen-Boom fand ein Ende. Auch die Textilindustrie zog weiter. In den 1960er Jahren bevölkerten viele Künstler mit ihren Ateliers die leerstehenden und mittlerweile heruntergekommenen Fabriketagen. SoHo entwickelte sich zu einem Trendviertel.

Besinnung auf das architektonische Erbe als Teil der Stadtentwicklung.

Stadtentwicklung mit Vergangenheitsbezug

Das kleine Morristown liegt weniger als eine Autostunde von Manhattan entfernt und ist bemüht, nicht als reine Pendlerstadt für New York zu enden. Die Stadtoberen treten dieser Tendenz entgegen, indem sie Morristown mit genügend eigener Anziehungskraft ausstatten. Ein Teil dieser Strategie ist es, bei neuen Bauprojekten auf eine gefällige Architektur zu setzen, die sich auf das amerikanische Erbe von 1820 bis 1910 bezieht. Und damit tritt auch die Optik der Gusseisen-Architektur von SoHo wieder ins Blickfeld.

Ausflug in die Vergangenheit mit modernen Mitteln

Die Metropolitan Lofts von Marchetto Higgins Stieve Architects greifen diese klassische Optik der gusseisernen Gebäude aus dem SoHo des 19. Jahrhunderts auf. Doch sie überführen dieses Erbe in die Moderne und setzen statt auf Gusseisen auf einen zeitgemäßen Wandaufbau mit einer Außenhaut aus Zink. Die Architekten entschieden sich, eine Fassade mit klassischen Anleihen mit der VMZINC-Oberfläche QUARTZ-ZINC umzusetzen. Zink stellt für sie die perfekte Lösung dar, um die architektonischen Details der Lofts von SoHo nachzubilden, ohne dafür die Nachteile von Gusseisen in Kauf nehmen zu müssen. Dank der außergewöhnlichen Formbarkeit der Zinkelemente boten sich ihnen viele Freiheiten bei der Gestaltung der klassischen Fassadendetails. Gleichzeitig sehen sie das vorbewitterte QUARTZ-ZINC als moderne Interpretation der gusseisernen Optik.

Flexibilität und Formbarkeit der Zinkelemente boten den Architekten viele Freiheiten bei der Gestaltung der klassischen Fassadendetails

Gusseisen-Architektur mit VMZINC Kassetten nachgebildet

Insgesamt wurden für die Metropolitan Lofts 7.650 m² QUARTZ-ZINC in Form von Kassetten verbaut. Die VMZINC Kassetten eignen sich besonders für ein solches Projekt, weil es hier weitreichende Möglichkeiten der Individualisierung gibt. Neben den Produkten der Standardpalette können die Kassetten auch detailliert an die Wünsche von Architekten angepasst werden. Dies wurde intensiv genutzt, um die charakteristischen Elemente einer Gusseisen-Architektur in Zink nachzubilden.

Ornamente mit klaren Strukturen

Zusätzlich bot sich den Architekten hier noch eine weitere Option. Gemeinsam mit der Ornamente-Abteilung von VMZINC entwickelten sie spezielle Architekturelemente für den markanten Bereich unter der Attika. Solche Stücke können mit einem großen Anteil an Handarbeit umgesetzt werden. Bei Bedarf kann aber auch auf die Hilfe von CAD-Systemen zurückgegriffen werden, um originale Werkstücke möglichst naturgetreu nachzubilden. Die Ornamente der Metropolitan Lofts unterhalb der Attika wurden recht einfach gehalten, sie zeigen klare Strukturen und weisen keine besonderen Verzierungen auf.

VMZINC Kassetten und Ornamente bieten weitreichende Individualisierungsmöglichkeiten.

Ziegelfassade im Hintergrund

Zur Straße hin präsentiert sich das fünfstöckige Gebäude mit seinen deutlichen historischen Bezügen mit einer prägnanten Fassade aus dem samtgrauen QUARTZ-ZINC. Der zurückgesetzt liegende Hauptteil setzt auf eine schlichtere silber-graue Ziegelfassade. Das Gebäude umfasst insgesamt 59 Wohneinheiten und dazu rund 325 m² Geschäftsfläche für den Einzelhandel. Ein vorgezogener Bereich im Erdgeschoss bildet eine überdachte Fußgängerarkade aus, die vorbeigehende Passanten mit Zink umgibt und ihnen das Material intensiv vor Augen führt.

Zink wirkt im Verborgenen

Die Metropolitan Lofts in Morristown stellen nicht nur einen gelungenen Rückgriff auf die Architektur des 19. Jahrhunderts dar. Die eigentliche Besonderheit des Gebäudes ist, dass es auf den ersten Blick keine typische Zink-Anwendung ist. Die verspielte Nachbildung der Gusseisen-Architektur täuscht das Auge und erst der zweite Blick zeigt, welcher Werkstoff hier zum Einsatz kommt.

Die detaillierte Zinkfassade ist das Aushängeschild des Gebäudes. Der Hauptteil ist deutlich nüchterner mit silber-grauen Ziegeln ausgeführt.

Guido Wollenberg

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