Ist Schwarz eine Farbe?

In diesem Blogbeitrag wollen wir einen Blick auf die Farben von Oberflächen werfen. Dies ist ein weites Feld. Einige Bauwerke erhielten sogar Ihren Namen über die Farbe des an der Gebäudehülle verwendeten Materials. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür ist das Rote Rathaus in Berlin. Die roten Backsteine, welche an der Fassade rund um das Gebäude und am Turm verwendet wurden, sind der Grund für diese Namensgebung.

Rote Rathaus in Berlin, 1871, Architekt: Hermann Friedrich Waesemann

Wie aber entstehen Farben auf Oberflächen von Materialien? Unsere Augen nehmen elektromagnetische Wellen wahr und leiten diese Signale an unser Gehirn. Dort bauen wir uns dann sozusagen den Farbeindruck. Interessant ist dabei, dass man mit Messgeräten die Wellenlängen eindeutig ermitteln kann, aber da wir Menschen alle verschieden sind, ist auch diese Farbwahrnehmung trotz gleicher Wellenlänge und -frequenz für jeden von uns etwas anders.

Farben von Oberflächen

Die Farbe einer Materialoberfläche entsteht durch Absorption. Licht, in Form der elektromagnetischen Wellen, trifft auf die Oberfläche und einige Wellenbereiche werden absorbiert. Die Wellen, die übrigbleiben und zurückgeworfen werden, sorgen in uns für den Farbeindruck.

Einfamilienhaus in Döttingen (Schweiz), Architekt: Schneider Spannagel Architekten AG

Natürliches Licht ist über den Tag verteilt unterschiedlich. Es gibt die rötlichen Morgen- und Abendstunden und auch die Bewölkung hat Auswirkungen auf das Spektrum. Treffen aber andere Wellen auf Oberflächen, so werden diese auch anders absorbiert und sind hiervon beeinflusst. Dies erklärt, warum ein und dasselbe Material an einer Fassade oder einem Dach im Tagesverlauf farblich unterschiedlich auf uns wirken kann.

Einfamilienhaus in Möhlin (Frankreich), Architekt: Nicole Schweizer-Dietgten

Unsichtbare Oberflächen

Wie ist es aber mit Schwarz? Die Netzhaut unserer Augen wird in diesem Fall nicht angeregt, es fehlt der visuelle Reiz. Man könnte sagen, reines Schwarz ist eine Farbe, die wir nicht sehen. Es absorbiert alle elektromagnetischen Wellen. In unserer Umwelt treten aber eher Schattierungen von Schwarz auf, die noch gewisse Wellenlängen zurückwerfen. So werden auch schwarze Oberflächen von Materialien von uns unterschiedlich wahrgenommen, mal als tiefschwarz, mal als anthrazitfarben.

Wie zuvor beschrieben, ändert sich das Licht im Laufe eines Tages. Auf die Schattierungen von Schwarz hat das unterschiedliche Auswirkungen.

Water End House, Cumbria (Großbritannien), Architekt: Crosby Granger Architects

Fast schwarz

Anthrazit als Farbe verdient eine genauere Betrachtung. Während Tiefschwarz zunächst interessant erscheint, ändert es sich doch kaum bei unterschiedlichem Lichteinfall. Das kann auch langweilig werden. Bei Anthrazit ist es schon etwas anders, und dieser Effekt macht eine Gebäudehülle interessant.

Danny Lodge in West Sussex (Großbritannien), Architekt: Matt Architecture
Kombination von ANTHRA-ZINC in Stehfalzdeckung und einem Sockel aus Ziegelmauerwerk

Die erste vorbewitterte Zinkoberfläche welche 1978 auf den Markt kam, war ANTHRA-ZINC von VMZINC. Sie entstand zunächst als Zubehörartikel für Schieferbedachungen, entwickelte sich aber bald zu einem interessanten Material für ganze Fassaden und Bedachungen. Wird sie an der Gebäudehülle von Einfamilienhäusern eingesetzt, hebt sie diese aus der Umgebung hervor. Für ein anthrazitfarbenes Wohnhaus benötigt es manchmal etwas Mut und die entsprechende Freiheit im Bebauungsplan, was aber durch eine erhabene Erscheinung belohnt wird. Dies funktioniert sowohl bei eher klassischen Formen der Baukörper als auch bei modernen Gebäuden.

Villa über dem Lago Maggiore (Italien), Architekt: Forni e Gueli

Die Oberfläche ANTHRA-ZINC wird an Dächern und Fassaden in Kombination mit verschiedenen Techniken verwendet. Die einzelnen Elemente werden über Falze oder Schattenfugen verbunden. Mal fast flächenbündig, mal sichtbar dreidimensional. So wird auch das Licht unterschiedlich reflektiert und macht diese Oberfläche zu jeder Tageszeit interessant.

Dr.-Ing. Knut König

Bildrechte: Paul Kozlowski, pier mario ruggeri und VMZINC