Inmitten einer heterogenen Ansammlung von traditionellen und modernen Wohnhäusern ist im österreichischen Hohenems ein Einfamilienhaus entstanden, das sich recht selbstbewusst von der Nachbarschaft abhebt. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt eine mit sehr matten und hellen Zink-Schindeln gestaltete Außenhülle. Die fünfeckigen Schindeln von VMZINC sind eine maßgeschneiderte Sonderanfertigung.
Zink mit vielen Gesichtern
Schindeln und Rauten aus Zink sind ein extrem wandlungsfähiges Gestaltungsmittel für Fassadenbekleidungen. Aus dem Zusammenspiel diverser Rauten-Formen sowie unterschiedlichen Oberflächenqualitäten entsteht ein breites Spektrum von Anwendungsmöglichkeiten. In der Regel ergeben sich aus dem Einsatz von Schindeln recht klar strukturierte Flächen mit leicht erkennbaren, wiederkehrenden Mustern. Es geht jedoch auch anders, wie das Haus in Hohenems beeindruckend belegt. Hier haben Hoffenscher Architekten aus Dornbirn ein Gebäude entworfen, bei dem die Form und die Oberfläche der Außenhülle sich optimal ergänzen. Sowohl der Baukörper als auch die Fassadenbekleidung zeichnen sich durch eine ausgeprägte Eigenständigkeit und eine ungewöhnliche Linienführung aus.

Widerstand mit Einschnitten überwunden
Das Haus liegt in einem reinen Wohnumfeld, enthält jedoch neben dem Wohnbereich auch eine Arztpraxis. Durch die doppelte Nutzung gab es zunächst einige politische Widerstände gegen die Planung. Schließlich erzielte man eine Einigung, indem man den Wohnraum auf 150 m² begrenzte. Aufgrund dieser Entscheidung minimierten die Architekten die Innenflächen durch große Einschnitte im Baukörper. Diese Öffnungen erzeugten im Gegenzug Raum für einen großzügigen Balkon und eine Dachterrasse.
Garten für alle
Das Gebäude umfasst neben den Wohnräumen und der Arztpraxis des Bauherrn auch eine Tiefgarage mit sieben Stellplätzen für die Patienten und Bewohner. Neben barrierefreien Zugängen erhielt die Arztpraxis sogar eine Rettungszufahrt. Auf einen privaten Garten muss die Familie allerdings verzichten. Zwar gibt es einen kleinen Gartenbereich, doch dieser hat öffentlichen Charakter, da er von den Patienten betreten werden kann.

Muster für mehr Gestaltungsfreiheit
Hoffenscher Architekten entschieden sich dafür, den Gebäudekörper mit einer hinterlüfteten Außenhaut aus Zink zu bekleiden. In der Regel führt die Anordnung der Fassaden-Elemente bei einer metallischen Außenhaut zu einer deutlichen Strukturierung. Die Linien der Gebäudeöffnungen folgen dann häufig dieser Struktur. In Hohenems fanden die Architekten eine Möglichkeit, die ihnen eine deutlich größere Gestaltungsfreiheit im Umgang mit Türen, Fenstern und den großen Einschnitten in den Gebäudekörper gewährte. Verantwortlich dafür sind fünfeckige Schindeln, die in einem besonderen Muster verlegt wurden: der Kairo-Parkettierung.
Es geht nur unregelmäßig
Mit regelmäßigen Fünfecken (hier sind alle Seiten gleich lang, alle Innenwinkel müssen dann 108° betragen), ist es nicht möglich, eine Ebene lückenlos und überlappungsfrei zu belegen. Aber im Laufe der Zeit hat man einige Arten von unregelmäßigen Fünfecken entdeckt, mit denen dies funktioniert. Ein solches Fünfeck wird für die Kairo-Parkettierung verwendet. Sie verdankt ihren Namen der ägyptischen Hauptstadt, da eine entsprechende Parkettierung dort auf recht vielen Plätzen entdeckt wurde.

Ein Sechseck aus Fünfecken
Die Außenhaut des Wohnhauses in Hohenems greift auf diese Parkettierung zurück. Sie wurde sowohl für die Fassaden als auch für die Mansardenflächen eingesetzt und basiert auf einer speziellen Kombination von vier gleichen Rauten zu einer optischen, sechseckigen Einheit. Das Muster entsteht dadurch, dass die Fünfecke jeweils um 90 Grad verdreht verlegt werden, so dass jedes der vier Elemente eine andere Ausrichtung erhält. Gegenüber der vertikalen oder horizontalen Linienführung einer klassischen Verlegetechnik ergibt sich eine deutlich größere Freiheit bei der Platzierung und der Gestaltung von Fassadenöffnungen, da die Vorgabe durch eine strenge Rasterung fehlt. Die Öffnungen können fast beliebig in die Fassade integriert werden, ohne dass sie in Konkurrenz zur Linienführung der Außenhaut-Elemente treten.

Reflexion ohne Spiegelung
Kennzeichnend für das Erscheinungsbild des Hauses ist aber noch ein weiterer Faktor, und zwar die Oberflächenqualität der verwendeten Schindeln. Zum Einsatz kamen hier 0,8 mm starke Zink-Schindeln in der gravierten VMZINC-Oberfläche AZENGAR. Die helle Oberfläche reflektiert einen großen Teil des einfallenden Tageslichtes. Gleichzeitig sorgt die sehr matte Ausführung des Materials dafür, dass sich die Umgebung nicht auf der Fassade spiegelt, wie es bei anderen metallischen Oberflächen durchaus vorkommt und je nach Einsatzort ja auch gewünscht sein kann. Das Einfamilienhaus von Hoffenscher Architekten verschmilzt aufgrund seiner AZENGAR-Außenhaut nicht mit der Umgebung, stattdessen steht es klar zu seiner Andersartigkeit. Mit dem in sich stimmigen Gebäude gelang den Architekten eine ausgewogene Balance zwischen den Funktionen Wohnen und Arbeiten sowie einem sehr eigenständigen Erscheinungsbild.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Hoffenscher Architekten