Das im Folgenden vorgestellte Zweifamilienhaus im schweizerischen Döttingen hatte in diesem Blog schon einmal einen kurzen Auftritt – bisher allerdings nur als Fotomodel. Wir sind damals der Frage nachgegangen, ob Schwarz eine Farbe ist. Eine Erkenntnis dieser Untersuchung war, dass wir in unserer Alltagserfahrung eher mit vielen unterschiedlichen Schattierungen von Schwarz konfrontiert werden als mit einem reinen Schwarzton. Und diese Schattierungen nehmen wir durchaus als normale Farbtöne war.

Das Licht bestimmt den Ton
Das Wohnhaus am Flussufer der Aare liefert dafür ein anschauliches Beispiel. Rund um das Gebäude werden anthrazitfarbene Zick Zack Profile verwendet, die je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel sichtbar unterschiedliche Töne von dunkelgrau bis schwarz annehmen können. Zusätzlich ist auf zwei Gebäudeseiten vor allen Fenstern ein perforierter Blick- und Sonnenschutz aus Zink angebracht. Dieser fügt dem Spiel der Schwarztöne kleine Rechtecke in einer weiteren Schattierung hinzu. Auf den zur Aare ausgerichteten Seiten erlauben hingegen deutlich größere, freie Fensterflächen einen ungehinderten Blick auf das Flussufer und die dahinter liegende Landschaft.

Aus eins mach zwei
Das dreigeschossige Gebäude erhebt sich auf einer Betonplatte leicht über das Bodenniveau. Es wurde von der LUMO Architekten AG aus Döttingen als Zweifamilienhaus konzipiert, dient jedoch zunächst einer Großfamilie als Zuhause. Die Innenräume wurden mit flexiblen Raumtrennungen gestaltet, so dass sich später mit geringfügigen Änderungen zwei separate Wohneinheiten herstellen lassen. Damit dieser Ansatz funktioniert, sind neben den Außenwänden lediglich die Innenwände der Nasszellen als Tragwerk in Ortbeton erstellt. Als Raumunterteilungen dienen Schrankfronten, die bei Bedarf neu angeordnet werden können. Sogar die Lüftung des Gebäudes ist, so wie die restliche technische Gebäudeausstattung, für die spätere Nutzung als Zweifamilienhaus bereits mit separaten Kreisläufen ausgestattet.
Ökologisch gedacht
Entsprechend den ökologischen Wünschen der Bauherren ist das Haus nach dem Schweizer Minergie-Standard für Energieeffizienz und Werterhalt zertifiziert. Die Temperatur im Gebäude wird mit Hilfe einer Luft-Wasser-Wärmepumpe geregelt, die ihre Wärme über eine Bodenheizung abgibt. Zusätzlich versorgt eine Photovoltaikanlage auf der obersten Dachfläche das Wohnhaus mit Energie.

Homogenität mit Zick Zack Profil
Die Gebäudehülle wurde von der Knecht & Sutter Spenglerei aus dem nahe gelegenen Leibstadt umgesetzt. Für das hinterlüftete Fassadensystem wurden rund 660 m² Zick Zack Profile in der VMZINC Oberfläche ANTHRA-ZINC verwendet. Gemeinsam mit den großen Glasflächen an den nach Osten und Westen ausgerichteten Seiten mit Flussblick bilden sie das bestimmende Element der Gebäudefassade. Durch die Zick-Zack-Struktur der Zinkprofile wirft die ANTHRA-ZINC Oberfläche das Licht zudem in einem steten Muster zurück, das aus einer senkrechten Abfolge von helleren und dunkleren Linien gebildet wird. Die Fassade erscheint belebt, ohne ihre Homogenität aufzugeben. Diese Homogenität lässt das Gebäude fast wie eine Komposition aus schwarzen Boxen erscheinen. Verstärkt wird dieser Eindruck dadurch, dass die dunkel eloxierten und teils vorgesetzten Fenstereinfassungen sowie die Fensterrahmen die gleiche Farbgebung zeigen. Noch stärker tritt diese Homogenität auf der Nord- und Südseite zu Tage, wo gelochte Zinkbleche vor den Fenstern eine durchgehende, fast einheitliche Fassadenoberfläche schaffen.

Eine lebendige Gebäudehülle – dank schwarzen Farbtönen
Im Ergebnis ist aus dem architektonischen Grundgerüst und der Umsetzung der Fassade ein Gebäude mit einer flexiblen Wohnraumaufteilung entstanden, dass wie aus einem Guss wirkt. Es hält ein Plädoyer dafür, dass sich auch auf einer schwarzen Grundlage eine lebendige und abwechslungsreiche Gebäudehülle schaffen lässt. Egal, ob man Schwarz nun zugesteht, eine eigene Farbe zu sein, an der Gebäudehülle hat es durchaus seine Berechtigung.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Paul Kozlowski