Entlang der ehemaligen Grenze durch Berlin sind viele zukunftsweisende Architekturprojekte entstanden. Sie füllen heute wieder die innerstädtischen Brachflächen, die der Abbruch der Berliner Mauer hinterlassen hat. Auch in Berlin-Kreuzberg sind beachtenswerte zeitgenössische Wohn- und Bürogebäude entstanden. Architekturbegeisterte können sogar an Führungen teilnehmen, die ihnen genau diese Bauten nahe bringen. Die Route einer solchen Führung macht auch in der Ritterstraße halt. Hier haben Thomas Hillig Architekten mit einem Bürogebäude eine weitere Baulücke geschlossen. Das sechsstöckige Bauwerk setzt sich deutlich vom herkömmlichen Erscheinungsbild der Nachbarsgebäude ab. Nicht nur das Material der Fassade auch deren hervorstrebende Linienführung sind in diesem Umfeld einzigartig.

Die Straßenzüge wachsen zusammen
Berlin-Kreuzberg hat im letzten Jahrhundert eine wechselvolle Geschichte durchlebt. Im Zuge der Industrialisierung teilten sich viele kleinere Gewerbebetriebe den Platz mit Wohnungen für die Arbeiterschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor Kreuzberg jedoch an Anziehungskraft und Bedeutung. Zunächst schwer von den Zerstörungen gezeichnet, fand sich der ursprünglich recht zentral in der alten Metropole gelegene Bezirk auf einmal an den Rand West-Berlins gedrängt wieder. Doch Ende der 1970er Jahre leitete die Stadt eine Erneuerung ein und heute ist Kreuzberg schon seit vielen Jahrzehnten wieder ein bei Einheimischen und Touristen äußerst beliebter Bezirk. Und auch die bekannte Mischung aus Gewerbe- und Wohnflächen hat sich wieder etabliert. Die ständig steigende Nachfrage nach solchen Flächen in der Berliner Innenstadt hat dazu geführt, dass langsam auch die letzten verbliebenen Lücken in der Bebauung wieder geschlossen werden.
Ein Bürogebäude für die Baulücke
Auch der Neubau von Thomas Hillig Architekten in der Ritterstraße ist eine solche Lückenbebauung, die ein bis dahin noch unvollständige Bild des Straßenzuges geschlossen hat. Das Bürogebäudes kann mit einer Nettogrundfläche von 1.400 m² aufwarten. Entgegen der ursprünglichen Planung wurde statt den zunächst vorgesehenen kleineren Nutzungseinheiten für eine individuelle Vermietung schließlich ein Grundriss umgesetzt, der sich an den Bedürfnissen eines einzigen Hauptmieters orientierte.

Erscheinungsbild aufgewertet
Das prägnante Bürogebäude beeindruckt vor allem mit einer 600 m² großen dreidimensionalen Fassade aus VMZINC mit kleinen, aber klaren Fugen zwischen den Zink-Profilen. Durch große Fenstereinheiten wird viel Tageslicht in die Innenräume geleitet. Diese Fenster sind jeweils in einzelne, horizontal ausgerichtete Module eingebettet, die in einem flachen Winkel deutlich aus der Fluchtlinie des Gebäudes hervorspringen. Aneinandergereiht ergibt sich in jedem Stockwerk ein horizontal verlaufendes Sägezahnmuster. Die Ausrichtung der Sägezähne wechselt von Stockwerk zu Stockwerk, so dass ein lebhaft fließendes Gesamtbild entsteht. Diese Vorgehensweise hebt das Gebäude von Thomas Hillig Architekten deutlich von den Nachbarfassaden ab und lässt es im direkten Vergleich nicht nur zeitgemäß und elegant erscheinen, sondern fast wie eine Skulptur, die ein besonderes Zeichen setzen will. Damit schließt das selbst in Kreuzberg beheimatete Architekturbüro nicht nur eine bestehende Baulücke, sondern es wertet das Erscheinungsbild des Straßenzugs deutlich auf.

Zinkfassade mit Rahmen
Als Gegenpol zur dynamischen Struktur der Fassade verleiht eine monochrome Farbanmutung dem Gebäude etwas Ruhe. Grundlage dafür sind hauptsächlich die grauen QUARTZ-ZINC Steckfalz Paneele von VMZINC. Farblich passend eingefärbte Betonfertigteile rahmen diese innere Zinkfassade fasst wie ein plastisches Gemälde ein. Lediglich das Erdgeschoss widersetzt sich dem Fluss der oberen Stockwerke. Es weicht ebenfalls von der Fluchtlinie ab, diesmal jedoch nach innen, ausgerichtet auf eine Durchfahrt in den Hinterhof. Eine durchgehende Linienführung ohne Sägezähne bietet hier die Gelegenheit für einen großen verglasten Eingangsbereich.

Mit Mut und Erfahrung ins Ziel
Die skulpturale Fassade, wurde durch die Bauklempnerei Ness, die ebenfalls in Berlin beheimatet ist, mit Steckfalz Paneelen von VMZINC umgesetzt. Die Steckfalz Paneele bilden ein vorgehängtes hinterlüftetes Fassadensystem, das sich sowohl horizontal als auch vertikal verlegen lässt. Auch wenn die Fassaden-Module rund um die Fensterflächen aufgrund der Sägezahn-Anordnung keine durchgehend ebene Gesamtfläche bilden, so sind doch die einzelnen Module in sich sehr sauber und plan ausgeführt. Dies kommt dem eleganten Gesamteindruck der Gebäudefront sehr zugute. Dass der Entwurf auf Basis der Steckfalz Paneele einen solchen Eindruck erzielen kann, ist sicherlich nicht zuletzt ein Ergebnis der langjährigen Erfahrung, die die Firma Ness bei der Ausführung von Zink-Fassaden mitbringt. So ist aus der außergewöhnlichen und mutigen Idee der Architekten und der kompetenten Arbeit der Ness Mitarbeiter ein Gebäude entstanden, das sich sogar zu einer Anlaufstelle von Architekturführungen entwickelt konnte.
Guido Wollenberg
Bildrechte: Thomas Hillig