Im Urlaub zuhause

Es gibt Gebäude, die heben sich von ihrem Umfeld ab. Sie wollen auffallen, zeigen, dass sie besonders sind. Demgegenüber stehen Bauwerke, die sich eher einfügen, die demonstrieren, dass sie zu dem Platz gehören, an dem sie verortet sind. Dieser zweite Ansatz ist oft inmitten von beeindruckenden Naturlandschaften zu finden. Die Umgebung inspiriert die Beteiligten, mit Respekt zur Natur vorzugehen und ihre Bauwerke nicht in Konkurrenz zu dieser zu stellen. Natürlich existieren diese beiden Pole selten in Reinkultur, dazwischen ist Raum für viele Varianten. Und selbst Projekte, bei denen die natürliche Umgebung im Mittelpunkt steht, wollen zumindest im Einklang mit dieser Schönheit in Erscheinung treten.

Dem Motto treu

Dies gilt auch für das Wohnungsbauprojekt Skjoldnes im Süden von Bergen, der zweitgrößten Stadt Norwegens. Das in eine Fjordlandschaft eingebettete Bergen gilt als regenreichste Stadt des Landes, doch das hat die Immobilienentwickler nicht davon abgehalten, das Projekt unter den Slogan „Skjoldnes. Dein Zuhause. Dein Ressort.“ zu stellen. Das Team von 3rw arkitekter aus Bergen hat sich dementsprechend bei der Planung des Komplexes von Hotelresorts inspirieren lassen. Skjoldnes soll den Bewohnerinnen und Bewohnern das Gefühl vermitteln, gleichzeitig zuhause und im Urlaub zu sein. Der Respekt zur Natur äußert sich unter anderem in der Wahl von natürlichen Materialien wie Holz, Naturstein und Zink, die sich in ihrer Farbigkeit gut in die Landschaft einfügen. Dabei waren sowohl die Materialwahl als auch die bauliche Anpassung an die Landschaft wichtige Prämissen, die im Bebauungsplan gefordert wurden. Nicht zuletzt, weil der gesamte Komplex von der Halbinsel Troldhaugen aus zu sehen ist. Auf Troldhaugen befindet sich das Edvard-Grieg-Museum, eine vielbesuchte Touristenattraktion in Bergen, die mit einem Konzertsaal auch die Freunde der klassischen Musik unter der heimischen Bevölkerung anzieht.

Mehrstöckige Gebäude bestimmen das Bild, doch auf dem Gelände gibt es auch kleinere Hauseinheiten, deren Wohnungen über zwei Stockwerke reichen

Vielfalt zur Auswahl

Das Projekt umfasst in den ersten beiden Bauphasen rund 125 Wohneinheiten, in einer dritten Phase sollen noch einmal rund 100 Einheiten dazukommen. Insgesamt erstreckt es sich dann über eine Wohnfläche von 21.550 m². Die Wohneinheiten verteilen sich entlang einer steil abfallenden Küstenlinie. Die meisten Wohnungen liegen innerhalb von mehreren vier- bis fünfstöckigen Gebäuden, doch es gibt auch luxuriöse Penthaus-Wohnungen und zweistöckige Hauseinheiten. Die Wohnungen weisen eine vielfältige Anzahl von Zuschnitten auf, um ein ebensolches Publikum anzuziehen. Sie haben zwischen zwei und fünf Zimmern und Größen von 68 bis 197 Quadratmetern. Die Anlage ist so gestaltet, dass möglichst viele Wohnungen einen Blick über das Nordåsvannet bieten, den innersten Teil des Grimstadfjordes. Um diesen Blick zu präsentieren, haben alle Wohnungen eine große Fensterfront und eine zurückgesetzte Terrasse oder einen Balkon mit einem verglasten Geländer zum Wasser hin, in der Regel gibt es auch noch einen zweiten Balkon zur Rückseite.

Schon im Bebauungsplan festgelegt: Farbigkeit und Struktur der Materialien sollen sich so gut wie möglich in die Umwelt einfügen

Infrastruktur á la carte

Die Schaffung eines guten und qualitativ hochwertigen Wohnumfeldes stand im Mittelpunkt des Projektes. Das zeigt sich auch außerhalb der Gebäude beispielsweise in einer etwa 250 Meter langen Überbauung einer Autobahn, die recht nahe an Skjoldnes vorbeiführt und die Stadtmitte Bergens mit den südlichen Stadtteilen verbindet. Auf der überbauten Fläche wurde ein öffentlicher Park angelegt. So wird nicht nur dem Verkehrslärm Einhalt geboten, der gewonnene Raum kann auch zur Erholung genutzt werden. Auf dem Gelände des Wohnkomplexes befindet sich zudem eine alte Villa, die nach der Restaurierung nun ein Café beherbergt und mietbare Büroräume zur Verfügung stellt. Neben zahlreichen Sportmöglichkeiten auf Höhe der Anlage gibt es unten am Fjord auch ein zugehöriges Bootshaus und einen Pier mit der Möglichkeit, diverse Wassersportarten zu betreiben.

Der Küstenlandschaft auf den Leib geschnitten

Die Architektur der Wohnkomplexe greift die Farben, Materialien und Strukturen der umgebenden Küstenlandschaft auf. Die Fassade der unteren Stockwerke ist mit einem grauen Naturstein verblendet, der an die felsige Umgebung erinnert. Farblich passend erheben sich die oberen Stockwerke mit einer VMZINC-Außenhülle in einem grauen Farbton. Die Innenflächen der großzügig angelegten Balkone sind mit einem etwas helleren Holz versehen. Abgerundet wird diese Einbindung in die Küstenlandschaft durch eine Begrünung der leicht schrägen Dachflächen. Die tragende Struktur der Baukörper besteht aus Ortbeton.

Skjoldnes umfasst viele Bereiche, die die Bewohner zu einem Austausch einladen

Stehfalz mit besonderem Kniff

Bei dem ganzen Projekt wurde Wert darauf gelegt, möglichst hochwertige Produkte zu verwenden. Ein solches Vorgehen kann sich aber nur dann als erfolgreich erweisen, wenn auch auf die Auswahl der beteiligten Unternehmen und Fachhandwerker ein ebenso großes Gewicht gelegt wird. Die Klempnerarbeiten an der Fassade übernahm das Unternehmen Beslag & Balkonger AS aus dem Umland von Bergen mit dem gewünschten Ergebnis. Beslag & Balkonger hat dafür mehr als 1.000 m² Zink in der Oberflächenqualität PIGMENTO in Stehfalztechnik verlegt. Dabei wurden über alle Gebäude hinweg Zinkpscharen in einer einheitlichen Breite von rund 200 mm genutzt, die in vertikaler Richtung verlegt wurden. Die einzelnen Schare wurden in der Länge so zugeschnitten, dass je Stockwerk jeweils zwei Elemente verwendet werden. Allerdings zeigt die Fugenlinie hier einen besonderen Kniff, denn die beiden Elemente sind nicht gleich lang, sondern stehen ungefähr in einem Größenverhältnis von 3 zu 2. Abwechselnd wurde je ein längeres und ein kürzeres Element nach unten gesetzt, so dass sich keine durchgehende Fugenlinie ergibt. Stattdessen springt diese um die Mitte des Stockwerks herum von unten nach oben und wieder zurück. So wird eine Zweiteilung des Stockwerks durch eine durchgehende Fugenlinie verhindert und es ergibt sich ein Rhythmus, den das Auge erst auf den zweiten Blick hin wahrnimmt.

Jeweils zwei Zinkscharen im Verhältnis 3:2 überbrücken die Höhe eines Stockwerkes. Die Abfolge von längerem und kürzerem Element wechselt, so dass keine durchgehende Fugenlinie entsteht.

Harmonie mit der Natur gewählt

Der graue PIGMENTO-Farbton der Stehfalzscharen wurde als Sonderfarbe speziell für das Projekt entwickelt. Ab Werk wird PIGMENTO in den vier Standardfarben grün, rot, blau und braun angeboten, doch auf Wunsch lassen sich viele weitere Farben konfigurieren. Die PIGMENTO-Oberflächen werden auf der Basis von QUARTZ-ZINC hergestellt, indem farblich passende mineralische Pigmente hinzugefügt werden. Trotz der farbigen Oberfläche behalten sie das Aussehen und die Ästhetik von vorbewittertem Zink bei. Je nach Farbton können sie so einen sehr naturnahen Eindruck erzeugen. In Skjoldnes entschieden sich 3rw arkitekter dazu, nicht auf die unterschiedlichen Grautöne der ebenfalls vorbewitterten Varianten QUARTZ-ZINC oder ANTHRA-ZINC zurückzugreifen, sondern einen individuelleren Grauton zu nutzen, der noch besser mit der Natur und den Naturstein-Verblendern harmoniert.

Die Zink-Oberfläche PIGMENTO grau ist ein Sonderfarbton, der extra für das Projekt produziert wurde

Mit der Natur im Blick geplant

In Bergen ist eine Wohnanlage entstanden, die ihrem Motto „Skjoldnes. Dein Zuhause. Dein Ressort.“ alle Ehre macht. Die unterschiedlich groß gestalteten Wohnungen ziehen eine heterogene Bewohnerschaft an, die an einem Ort lebt, an dem viele gerne ihren Urlaub verbringen würden. Nicht zuletzt, weil sich die malerische Umgebung in einem Gebäude widerspiegelt, das von vorneherein mit der Natur im Blick geplant worden ist.

Das Projekt Skjoldnes wirbt mit dem Urlaubsfeeling der Wohnungen

Guido Wollenberg

Bildrechte: Kirstine Mengel