Marvila, ein lange vernachlässigtes Viertel in Portugals Hauptstadt Lissabon, nimmt an Fahrt auf. Dank seiner Nähe zum Stadtzentrum wächst es mit öffentlichen und privaten Investitionen in Milliardenhöhe rasant. Viele Galerien, Cafés, Restaurants und Craft-Beer Brauereien haben sich schon angesiedelt. Marvila erstreckt sich am Ufer des weitläufigen Rio Tejo, kurz bevor dieser in den Atlantik mündet. In der Vergangenheit teilten Hafenanlagen, Industrie und gewerbliche Bereiche die am Fluss gelegenen Gegenden des Viertels unter sich auf. Doch das Bild hat sich gewandelt, mit neu entstandenen kulturellen und kulinarischen Angeboten ist Marvila en Vogue und seine Anziehungskraft als Wohn- und Lebensraum ist gewachsen. Wohnflächen stehen nun mit Gewerbeflächen im Konkurrenzkampf. Eine Gebäude-Aufstockung erwies sich als praktikable und zeitgemäße Möglichkeit, hier neuen Wohnraum zu schaffen.

Wertschätzung des Bestehenden
Dem Team von Als ARX Portugal Arquitectos aus Lissabon war es wichtig, den ursprünglichen Charakter der Gebäude sowie des umliegenden Straßenzugs zu bewahren, als es die „Jungle Lofts“ in einem engen Straßenzug Marvilas plante. Zur Straßenfront behalten die alten Gebäudeteile in den unteren Stockwerken ihre ursprüngliche Fassade aus verputztem Mauerwerk bei. Dabei weisen sie einige verspielte Details auf wie Gesimse oder Eingangstüren mit einer steinsichtig belassenen, bogenförmigen Ummauerung.

Vereinte Zeitlinien
Mit der Aufstockung tritt das Neue hervor. Die aufgesetzten Stockwerke fügen sich farblich und von den Dimensionen her harmonisch in den Bestand ein, wenn auch mit geraden Linien und weniger verspielt. Mit einer VMZINC-Außenhülle in PIGMENTO rot greift die Aufstockung die warmen südländischen Farbtöne auf, die hier vorherrschen. Gleichzeitig demonstriert der Wechsel des Materials die unterschiedlichen Zeitlinien in der Gebäudestruktur. Mit glatten und wellenförmigen Oberflächen integriert sich die Aufstockung in die urbane und die industrielle Vergangenheit und Gegenwart des Viertels. Auch ein begehbares Flachdach mit zwei kleinen Pools erhebt sich nicht über das Niveau der restlichen Dächer des Straßenzugs.

Freier Blick dank Abkehr vom Alten
Auf der Rückseite des Gebäudes sieht das Bild anders aus. Hier hat das ARX-Team für die opaken Flächen vollständig auf Zinkfassaden gesetzt. Und hier zeigt sich auch der Hauptgrund für den Namen „Jungle Lofts“. Die Garten- und Terrassenflächen aller Appartements sind großzügig begrünt. Die Bepflanzung zieht sich in mehreren Ebenen über alle Stockwerke bis zum Flachdach hoch. Auf der Rückseite hat man sich dazu entschieden, die alte Gebäudestruktur im Erdgeschoss aufzubrechen, um so aus allen Appartements einen freien Blick und leichten Zugang in den Außenbereich zu gestatten. Auch hier passt der PIGMENTO Farbton der Zinkfassade gut ins Bild. Im Zusammenspiel mit der grünen Bepflanzung übernehmen die Flächen mit der rotbraunen Tönung die Rolle von Baumstämmen und Ästen und vervollständigen so die Dschungel-Metapher.

Die Baummetapher trägt Früchte
Zum Dschungel-Bild passt auch die Wahl von unterschiedlichen VMZINC-Systemen. Die schmaleren Flächen zwischen den bodentiefen Fenstern und Türen sind mit vertikal verlegten VMZINC Sinus Profilen bekleidet. Mit wohlwollendem Blick könnte man hier fast an die Rinde von Baumstämmen denken, die das Dach des Dschungels tragen. Getrennt werden die einzelnen Stockwerke durch ein Band aus VMZINC Scharen, die horizontal in Stehfalztechnik verlegt sind. Sie bilden praktisch die Äste der Bäume, an deren oberer Seite das Grün sprießt. VMZINC Sinus Profile werden üblicherweise gerne auf großen Flächen genutzt, um den Fassaden durch das Wellenprofil Schwung zu verleihen und ihnen zu einem ausgiebigen Spiel mit Licht und Schatten zu verhelfen. Die Jungle Lofts zeigen, dass Sinus Profile auch auf kleinen Einheiten eine gute Figur machen und sich hervorragend mit anderen Systemen und Techniken wie der Stehfalzdeckung kombinieren lassen.

Aufbruch in den Dschungel
Das aufgestockte Gebäude verfügt über 13 Appartements mit Flächen von 88 m² bis 226 m². Alle Wohnungen im Erdgeschoss besitzen einen Garten und einen kleinen Pool. Der leicht luxuriöse Charakter verhilft den Jungle Lofts zu einer zweiten Metapher mit Bezug auf die Namensgebung. Nach dieser Lesart stellen die Wohnungen Ruhezonen dar, aus der die Bewohnerinnen und Bewohner jeden Tag in den städtischen Dschungel aufbrechen, um am Abend wieder heimzukehren. Hier wird deutlich, dass die Appartements sich an ein urbanes Zielpublikum richten, das vom neuen Pulsschlag Marvilas angezogen wird.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Francisco Nogueira