Wird ein neues Gebäude für ein bestehendes, recht homogenes Wohnumfeld geplant, stellt sich die Frage nach der Art der Einbettung. Soll sich das Gebäude unauffällig einfügen oder wagt es, aus dem einheitlichen Gesamtbild herauszutreten? Bei einem Neubau-Projekt in Zürich haben sich Menzi Bürgler Kuithan Architekten zu einem moderat eigenständigen Ansatz entschieden. In ein Umfeld aus traditionellen Häusern mit verputzten oder verklinkerten Fassaden haben sie zwei Gebäude gesetzt, die sich durch eine Fassaden-Bekleidung mit besonderen VMZINC-Schindeln auszeichnen. Auch wenn diese Fassaden zinktypisch elegant und zurückhaltend in Erscheinung treten, so erweisen sie sich in ihrem Umfeld doch als Blickfang.

Erst ein genauer Blick erschließt die Details
Dabei teilen sich die beiden neuen Wohnhäuser die äußere Form und die gleiche aufwendige Fassadenumsetzung. Die Häuser bilden zwei identische Blöcke mit großen Eckfenstern und gleich ausgerichteten Balkonen. Unterschiedliche Farben der Zinkfassaden sorgen jedoch dafür, dass beide Sprösslinge des Geschwisterpaars einen individuellen Auftritt für sich beanspruchen. Das prägnanteste Element der Fassade kommt beiden Geschwistern zugute. Es tritt umso deutlicher hervor, je näher man der Fassade kommt. Schon aus der Ferne fällt das Wechselspiel von Licht und Schatten auf, doch erst aus der Nähe wird deutlich, dass es durch eine aufwendige Formgebung der Zinkschindeln und eine nicht-alltägliche Art der Verbindung erzeugt wird.

Neuer Wohnraum auf alter Gewerbefläche
Die Fassaden der beiden Gebäude hat die Firma des Bauherrn selbst errichtet. Die Bauspenglerei Carl Meier Sohn AG hatte an diesem Standort ursprünglich ihre Firmenzentrale. Doch als der Raum zu eng wurde, verlegte sie diese in das Umfeld von Zürich und ließ auf dem länglichen Grundstück zwei neuen Wohnhäuser errichten. Die beiden fünfgeschossigen Gebäude bieten Platz für insgesamt 14 Wohnungen. Während das zur Straße hin liegende Gebäude studioartige Apartments mit geringerer Grundfläche bietet, finden sich im hinteren Gebäude Einheiten mit großzügiger bemessenen Wohnräumen. Im Inneren bestimmen Sichtbetonwände in Kombination mit hölzernen Böden und ebensolchen Einbauten das Bild.
Verbindungsmanagement
Die Carl Meier Sohn AG hat kleinformatige Schindeln von VMZINC schon in der Vergangenheit bei einigen repräsentativen Projekten mit Erfolg eingesetzt. Aufgrund der guten Erfahrungen und der besonderen Optik wählte der Bauherr dieses System auch für die neuen Wohnhäuser. Den eigentlichen Clou bildet diesmal die besondere Verbindung der Schindeln. Angeregt wurde diese durch Kindheitserinnerungen an ein Bausystem, dessen Teile sich durch entsprechende Einkerbungen zu diversen Objekten zusammenstecken ließen.

Von Falten und Kerben
Das neue System beruht auf einem einzigen Grundelement. Das längliche Sechseck wird an der Hauptdiagonalen gefaltet. Vertikale Schlitze links und rechts der Mitte, jeweils am oberen und unteren Ende der Schindeln sorgen dafür, dass sich die einzelnen Elemente auf recht spektakuläre Weise durch ein Ineinanderstecken verbinden lassen. Für die beiden Gebäude wurden insgesamt 14.000 dieser Schindeln auf einer Fläche von rund 1.000 m² verbaut. Dabei wurde ein Gebäude komplett in der VMZINC-Oberfläche PIGMENTO grün ausgeführt und das andere in QUARTZ-ZINC Strat.

Wechselnde Linienführung
Durch die Faltung und die kleinen Maße der Schindeln reagiert die Fassade lebhaft auf die Richtung und Intensität des Tageslichts. Neben den unterschiedlich ausgerichteten Seiten der Schindeln trägt dazu auch eine regelmäßig wiederkehrende fugenartige Aussparung bei. Sie entsteht dort, wo die Spitzen der Schindeln senkrecht aufeinandertreffen. Diese beiden Details führen dazu, dass je nach Lichteinfall und Standort des Betrachters mal die vertikalen Linien der Faltungen auf dem Gebäude stärker in den Vordergrund treten und mal die dunklen Fugenbereiche, die dann eine eher horizontale Linienführung durchscheinen lassen.

Zürich macht sich locker
Sowohl die Produktion der VMZINC-Schindeln als auch deren Verlegung weichen von den Standard-Methoden ab. Doch der zusätzliche Aufwand hat sich gelohnt. Die Geschwister-Häuser offenbaren ihren Charakter umso stärker, umso näher man ihnen kommt. Es ist dem Augenmaß des Architektenteams zu verdanken, dass die neuen Wohnhäuser trotz des eigenständigen Auftretens in einem Wohnumfeld mit vorwiegend konventionellen Gebäudemerkmalen nicht als Fremdkörper erscheinen. Vielmehr tragen sie zu einer Auflockerung des Stadtbildes in ihrem Zürcher Quartier bei.

Guido Wollenberg
Bildrechte: Paul Koslowski